Milliarden für die Wissenschaft: Champions League statt Bundesliga

Die Fraktionschefs der schwarz-roten Bundesregierung wollen mit fünf Milliarden Euro Spitzenunis und Nachwuchswissenschaftler fördern.

Für Nachwuchswissenschaftler wie diesen Hirnforscher will die Bundesregierung bessere Perspektiven schaffen Bild: dpa

BERLIN taz | Für Spitzenuniversitäten und Nachwuchswissenschaftler wollen Union und SPD bis 2028 mindestens fünf Milliarden Euro ausgeben. Eine Milliarde ist dafür vorgesehen, neue Karrierwege für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu erschließen, wie es in dem am Freitag veröffentlichten Beschluss der Fraktionsvorsitzenden heißt. Mit mindestens vier Milliarden Euro will die Bundesregierung die Exzellenzinitiative fortsetzen.

Über 170.000 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter arbeiten an deutschen Hochschulen, nur jeder zehnte von ihnen hat einen festen Vertrag. Die anderen gelten als wissenschaftlicher Nachwuchs und hangeln sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag, selbst wenn ihre Doktorarbeit längst veröffentlicht ist oder sie sich habilitiert haben. Eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland ist damit zumindest teilweise auch Glückssache.

In dem am Freitag veröffentlichten Beschluss heißt es: „Wir wollen mit einer gemeinsamen Inititative von Bund und Ländern neue Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und planbarer ausgestalten.“ Die Förderung soll ab 2017 beginnen und insgesamt zehn Jahre dauern, der Nachwuchspakt würde also insgesamt 1 Milliarde Euro umfassen.

Nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen

„Er sei hocherfreut“, sagte der bildungspolitische Sprecher de SPD-Fraktion Ernst-Dieter Rossmann der taz. Seine Fraktion hatte seit einigen Monaten für einen solchen Pakt geworben, die Unionsseite war zunächst zurückhaltend gewesen.

Der Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Andreas Keller begrüßte die Personaloffensive ebenfalls und ermahnte die Regierung gleichzeitig, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, die eine Ausweitung des Befristungsunwesens zur Folge gehabt hätten. Die Gewerkschaft fordert vor allem Tenure-Track-Stellen zu fördern. Bei diesen im angelsächsischem Raum üblichen Stellen, werden Nachwuchswissenschaftler fest übernommen, wenn sie sich auf befristeten Stellen bewährt haben.

Auch die stellvertretende Vorsitzende des Bildungssausschus, die SPD-Politikerin Simone Ratz, fordert dass von der Milliarde mindestens Juniorprofessuren mit Tenure-Track-Option bezahlt werden müssten.

Länder müssen sich finanziell beteiligen

Damit ein Pakt daraus wird und das Geld fließen kann, müssen allerdings noch die Länder zustimmen – und sich finanziell beteiligen. Denn sie sind hauptverantwortlich für Hochschulen zuständig. Er sei zuversichtlich, dass das gelinge, sagte SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil der taz.

Die Fortsetzung der Exzellenzinitiative hatten Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz bereits Ende vergangenen Jahres beschlossen. Nun haben sich die Fraktionschefs erstmals auf konkrete Zahlen verständigt: mindestens 400 Millionen Euro pro Jahr sollen in tolle Hochschulen, Forschungsverbünde und Doktorandenschulen fließen. Ziel sei, laut Beschluss, „die Profilierung von Exzellenzstandorten mit internationaler Ausstrahlung.“

„Es geht um Exzellenz, nicht um Elite“, sagte Heil. Die SPD will, dass möglichst noch mehr Hochschulen als die bisherigen elf Eliteunis gefördert werden.

Sein CDU-Kollege Michael Kretschmer hatte dagegen in der Welt gesagt, es werde nicht mehr eine erkleckliche Zahl sondern nur noch eine Handvoll Eliteunis geben. „Am Ende des Wettbewerbs wird man sehen, wer nicht nur in der Bundesliga, sondern in der Champions League spielt.“

Kretschmer habe offenbar wenig Ahnung von Fußball meinte Heil süffisant: in der Champions League spielten 32 Vereine, in der Bundesliga 18.

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