NSU in Thüringen: Mögliche neue V-Mann-Affäre

Es gibt Hinweise, dass ein Brüderpaar den NSU mit Waffen ausrüstete, gleichzeitig aber für das thüringische Landeskriminalamt tätig war.

Eine Waffe mit Schalldämpfer liegt auf einem Tisch

Die Zwillinge werden auch mit dem Schmuggel der NSU-Mordwaffe vom Typ „Ceska“ (Bild) in Verbindung gebracht Foto: dpa

MÜNCHEN/ERFURT dpa | Im NSU-Komplex droht die nächste V-Mann-Affäre. Ein Zwillingsbrüderpaar aus Jena, das in den 1990er Jahren eine kriminelle Bande angeführt und den NSU mit Waffen versorgt haben soll, habe zur selben Zeit als V-Personen mit Beamten des thüringischen Landeskriminalamts zusammengearbeitet, berichtete der MDR Thüringen am Donnerstag unter Berufung auf ihm vorliegende Unterlagen.

Die beiden Brüder Ron E. und Gil W. gelten als mutmaßliche Waffenbeschaffer der späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Sie waren bereits als Zeugen zum Münchner NSU-Prozess geladen, hatten aber ihre Aussagen verweigert und sich auf ihr Recht berufen, sich strafrechtlich nicht selbst belasten zu müssen. Andere Zeugen hatten teils im Prozess, teils in Polizeivernehmungen behauptet, die Brüder hätten Mundlos und Böhnhardt gekannt.

Die Zwillinge werden auch mit dem Schmuggel der NSU-Mordwaffe vom Typ „Ceska“ in Verbindung gebracht. Die Pistole war nach Erkenntnis der Ermittler aus der Schweiz nach Jena gebracht worden. Die Männer, die die Bundesanwaltschaft deshalb verdächtigt, sollen mit der kriminellen Bande der beiden Brüder verbunden gewesen sein.

Im NSU-Prozess muss sich Beate Zschäpe als Hauptangeklagte verantworten. Die Bundesanwaltschaft legt ihr die überwiegend rassistisch motivierte Serie von zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen zur Last. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios und als Mitglied der „terroristischen Vereinigung“ NSU angeklagt.

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