Nach Ausstieg aus Klimaabkommen: Die Sonne scheint kostenlos

Die Welt stellt längst auf erneuerbare Energien um. Daran wird auch der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nichts ändern.

Ein Windrad mit dahinterstehender Sonne

Geh mir aus der Sonne, sag ich! Foto: dpa

BERLIN taz | Octopus Energy Investments mit Sitz in London ist ein kleines Rad unter den globalen Finanzinvestoren. Rund sechs Milliarden Pfund von 50.000 Anlegern verwaltet die Firma. Vergangene Woche gelang es ihr, vom Timing her wohl eher zufällig, eine der drängenden Fragen in den Tagen nach dem angekündigten Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu beantworten: Wie geht es jetzt weiter mit der weltweiten Energiewende?

Die Antwortet ist: Sie geht einfach weiter. Dafür lieferte Octopus zumindest ein starkes Indiz. Noch während Trump in Washington verkündete, Klimaschutz sei zu teuer und daher einzustellen, nahmen fünf Solarkraftwerke in Italien ihre Arbeit auf. Eigentlich nichts Besonderes, schließlich fließen weltweit rund 300 Milliarden Dollar jährlich in erneuerbare Energien, mehr als in den Öl-, Gas-, Kohle- und Atomsektor zusammen.

Das Besondere an den Anlagen von Octopus allerdings: Sie kommen ohne jeglichen staatlichen Zuschuss aus. Laut Bloomberg New Energy Finance gibt es mittlerweile eine Hand voll Solarprojekte in Spanien und Italien, die an ihrem jeweiligen Standort die günstigste Form der Stromerzeugung darstellen. Die von Octopus finanzierten Anlagen mit einer Leistung von 66 Megawatt sind – so sich das überblicken lässt – die größten ihrer Art bisher in Europa. Mit ihrer Leistung lässt sich eine Kleinstadt versorgen. Zeitgleich kündigt Octopus an, in rund zwei Jahren auch in Großbritannien Solarstrom ohne Zuschuss produzieren zu wollen.

Spätestens im Jahr 2025 ist laut Analysten von Bloomberg Solarstrom weltweit im Schnitt die billigste Form der Stromerzeugung. Neben China stampft deshalb auch Indien reihenweise Pläne für neue Kohlekraftwerke ein, aus Angst, sie könnten sich nicht mehr rechnen. Wie die New York Times berichtet, bewegten sich die Preise für Solarstrom in Indien im März dieses Jahres erstmals im Bereich der Kosten für Kohlestrom – mit dem Unterschied, dass Solarstrom weiterhin unaufhörlich günstiger wird, während die Kohle enorme Umweltschäden anrichtet.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz abschaffen?

Auch Südkoreas neue Regierung strebt offenbar in der Energiepolitik eine Abkehr von Kohle- und Atomstrom an. Der Umweltschutz werde künftig eine zentrale Rolle spielen, meldeten am Montag Agenturen. Die Regierung des liberalen Präsidenten Moon Jae In plant, den Anteil erneuerbarer Energien von rund 5 Prozent auf 20 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erhöhen. Asiens viertgrößte Volkswirtschaft gewinnt bislang rund 70 Prozent seiner Energie aus Kohle- und Atomkraft.

In Deutschland fühlen sich Energiewendegegner durch Trumps Rückzug dagegen bestärkt. Die Deutsche Energiewende sei international ein „abschreckendes Beispiel“, heißt es in einem Papier des „Berliner Kreises“, einem Zusammenschluss aus zehn PolitikerInnen der Union. Die Modelle und Simulationen zum Klimawandel seien nicht so eindeutig, wie oft postuliert werde. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz müsse abgeschafft werden. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellte klar, dass die Partei am Klimaschutz festhalten werde.

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