Nach Protesten gegen Drosselung: Telekom lenkt ein bisschen ein

Der öffentliche Protest gegen die Tempo-Bremse bei der Telekom wirkt: Gedrosselte Leitungen sollen weiter DSL-Geschwindigkeit haben. Nicht alle sind zufrieden.

„Wir haben verstanden“, sagt die Telekom. Echt? Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Deutsche Telekom lenkt nach der heftigen Kritik an ihrer Tempo-Bremse ein und wird die Geschwindigkeit einer gedrosselten Verbindung deutlich erhöhen. Statt der bisher vorgesehen 384 kBit pro Sekunde soll auf 2 MBit pro Sekunde gebremst werden, wie die Telekom am Mittwoch mitteilte.

Mit 2 Megabit pro Sekunde wäre auch eine gedrosselte Leitung noch doppelt so schnell wie die langsamste DSL-Verbindung, würde aber zum Beispiel kein Video-Streaming in hoher Auflösung erlauben. Bereits am Dienstagabend hatte der Technologieblogger Carsten Knobloch von der geplanten Änderung berichtet.

„Wir haben verstanden, dass sich unsere Kunden Sorgen machen, und deswegen handeln wird jetzt“, sagte der Marketingchef für Deutschland, Michael Hagspihl, in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Allein im kommenden Jahr werde die Telekom sechs Milliarden Euro ins Festnetz in Deutschland investieren. „Wir müssen dieses Geld aber auch zurückverdienen“, sagte der Manager. An der Strategie, die Tarife zu differenzieren, ändere sich grundsätzlich nichts. Die Telekom habe bisher keine negativen Auswirkungen der Diskussion auf die Kundenzahlen festgestellt.

Die Telekom hatte am 2. Mai für Neukunden im Festnetz Daten-Obergrenzen eingeführt, bei deren Überschreiten die Geschwindigkeit der Internet-Verbindung gedrosseln werden kann. Die Tempo-Bremse soll allerdings nicht vor 2016 greifen.

Dann will die Telekom für einen Aufpreis aber auch Flatrates ohne Einschränkungen anbieten. Das könnte 10 bis 20 Euro mehr kosten, hieß es. Der Erhalt der „echten“ Flatrates war die erste Abweichung von den ursprünglichen Plänen nach den kritischen Reaktionen.

Beckedahl ist nicht zufrieden

Ein bekannter Kritiker der Drosselpläne bezeichnete die Änderung als ein „minimales Zugeständnis“. Auch mit 2 MBit pro Sekunde werde man 2016 kaum mehr als E-Mails lesen können, erklärte Markus Beckedahl von dem Verein Digitale Gesellschaft. Haushalte mit mehreren Internetnutzern wie Familien wären weiter benachteiligt. „Wenn mehr als eine Person im Haushalt Videos schaut, ist das Internet für die anderen nicht mehr benutzbar.“

Der „entscheidende Punkt“ bleibe unverändert, sagte Beckedahl: Angebote, die Teil der „Managed Services“ der Telekom sind, würden nicht in das monatliche Freivolumen eingerechnet. Er sieht dadurch das Gebot der Netzneutralität verletzt, nach dem alle Inhalte im Internet gleichberechtigt behandelt werden sollen. Dieses Prinzip müsse per Gesetz verankert werden, forderte er. Hagspihl bekräftigte, die Telekom sehe keine Diskriminierung anderer Anbieter.

Das Telekom-Fernsehangebot „Entertain“ zehrt als „Managed Service“ nicht an dem Freivolumen. Wie der hauseigene Online-Videodienst Videoload behandelt werde, sei noch nicht entschieden, sagte Hagspihl. Ein zentraler Kritikpunkt war, dass Videoload-Konkurrenzdienste etwa von Apple oder Amazon nach aktuellem Stand das Datenvolumen verbrauchen würden.

Die Telekom betont auch weiterhin, dass alle Eckwerte bis 2016 an die aktuelle Marktentwicklung angepasst werden sollen. Für durchschnittliche Nutzer solle es auf jeden Fall keine negativen Auswirkungen der neuen Tarifstruktur geben, wiederholte Hagspihl. Die Telekom wolle nur, dass Vielnutzer mehr bezahlen.

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