Nach jahrelangen Querelen: DIW-Chef Klaus Zimmermann fliegt

Das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW zieht die Reißleine und schasst seinen Chef Klaus Zimmermann. Der hält seine Absetzung für ungerechtfertigt.

In DIW-Kreisen wird Zimmermann "Realitätsverlust" vorgehalten. Bild: dapd

BERLIN taz | Jahrelange Skandale und Querelen beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) enden nun mit dem Rauswurf des Chefs. Klaus Zimmermann werde bis Mitte 2011 sein Amt zur Verfügung stellen, teilte der DIW-Kuratoriumsvorsitzende Bert Rürup am Dienstag mit. Und: "Die wissenschaftlichen Arbeiten des DIW müssen wieder stärker ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden."

Die Abberufung erfolge mit Zustimmung der zuständigen Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung, sagte ein Senatssprecher der taz. Der Geschasste selbst äußerte sich nicht. "Zimmermann hält seine Absetzung für ungerechtfertigt", erfuhr die taz aus DIW-Kreisen, die ihrem Chef auf Abruf "Realitätsverlust" vorhalten.

Mit der Ablösung zieht Rürup einen Schlussstrich unter die affärenreiche Amtszeit des Institutschefs. So kritisierte der Landesrechnungshof Berlin in einem Gutachten, das DIW habe unter Zimmermanns Führung bis zu 7 Millionen Euro Steuergelder verschwendet. Aufträge seien ohne Ausschreibungen erteilt und Tochtergesellschaften auf fragwürdige Weise finanziert worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue.

Unter Zimmermanns Führung erlebte das DIW auch wissenschaftliche Peinlichkeiten. 2007 schloss die Bundesregierung das größte deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut aus dem Gutachterkreis aus, der für sie zweimal jährlich Konjunkturprognosen erarbeitet.

Im November 2010 kam es zum Eklat, weil Zimmermann eine DIW-Studie zensiert haben soll. "Hier kann nicht jeder schreiben, was er will", erklärte der Chef damals. Zudem soll er immer wieder führende Mitarbeiter mit seinem autoritären Führungsstil vergrault haben. Der Abgang von Interims-Geschäftsführer Hanns Seidler habe nun das Fass zum Überlaufen gebracht, hieß es im DIW. Seidler schmiss den Job nach nur vier Monaten. Er sei "fassungslos" über die Zustände beim DIW, wird Seidler zitiert. Die Neubesetzungen würden nun "in aller Besonnenheit vom DIW-Kuratorium entschieden", teilte das Institut mit.

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