Nachruf auf linke Journalistin in Indien: Keine Angst vor der Wahrheit

Die 55-jährige Gauri Lankesh wurde vor ihrem Haus in Bangalore erschossen. Hindunationalistische Kreise werden dahinter vermutet.

Ein großes und geschmücktes Foto einer Frau, daneben stehen zwei andere Frauen in indischer Kleidung

Gedenken an Gauri Lankesh Foto: ap

Als Gauri Lankesh am Dienstagabend in der südindischen Softwaremetropole Bangalore (Begaluru) vor ihrem Haus aus dem Auto stieg und das Tor aufschließen wollte, wurde sie von Unbekannten mit vier Schüssen niedergestreckt. Die 55-jährige linke Redakteurin war sofort tot. Ihre Ermordung erschreckt Indiens Journalisten, von denen am Mittwoch viele protestierten.

Sie gehen von einem politischen Anschlag aus und vermuten die Täter in radikalen hindunationalistischen Kreisen. Denn mit denen hatte sich die prominente Journalistin in dem von ihr gegründeten und herausgegebenen Wochenmagazin Gauri Lankesh Patrike immer wieder angelegt. Umgekehrt sind den Hindufundamentalisten säkular eingestellte Journalisten wie Gauri ein Dorn im Auge. In Zeiten der sozialen Medien sind die Kritiker der Hetze und Drohungen der Fundamentalisten ausgesetzt. Gauri selbst hatte letzte Woche den lokalen Polizeichef um ein Treffen gebeten, zu dem es dann aber nicht kam.

Lankesh nahm kein Blatt vor den Mund und schoss bisweilen übers Ziel hinaus. So bewirkte ein hindunationalistischer Politiker, dass sie im vergangenen Jahr wegen Verleumdung zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Gerade war sie gegen Kaution frei.

Schon Lankeshs Vater war ein linker Journalist gewesen. Sie schrieb zunächst für seine Zeitung Lankesh Patrike, bevor sie zur Times of India wechselte und dann ihr eigenes Magazin gründete. „Gauri Lankesh hat sich nie gefürchtet, Mächtigen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen“, erklärte Asmita Basu von Amnesty International India.

Der Ministerpräsident von Karnataka, dessen Hauptstadt Bangalore ist, äußerte sich bestürzt über ihre Ermordung und versprach, die Täter vor Gericht zu bringen. Der Politiker der Kongresspartei wurde gleich von einem Minister der nationalen hindunationalistischen Regierung in Delhi für die Gewalt in seinem Unionsstaat kritisiert. Dabei machen indische Journalisten genau die regierenden Hindufundamentalisten und ihre Verbündeten für die Vergiftung des innenpolitischen Klimas verantwortlich, in dem Gewalt gegen Regierungskritiker wie Lankesh zunimmt.

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