Der Pantersprung nach vorn: Über unseren Namensgeber Tucholsky

Was würde Kurt Tucholsky wohl über den Journalismus heute sagen, fragt sich die Kuratoriumsvorsitzende Ute Scheub.

Original-Ausgabe eines Tucholsky-Werks, was er wohl über den heutigen Journalismus sagen würde? Bild: dpa

Liebe Leserinnen und Leser, „Der Nachrichtendienst ist das komplizierteste Lügengewebe, das je erfunden worden ist“, schrieb ein weltberühmter Journalist, der zu den witzigsten und kritischsten Vertretern seines Fachs gehörte: Kurt Tucholsky alias Peter Panter veröffentlichte diese Zeilen 1921.

ist Publizistin und Vorsitzende des Kuratoriums.

Mit einem resignierten Stoßseufzer charakterisierte er die eigene Branche: „Weit entfernt, etwa die Nachrichten von Ereignissen möglichst so wiederzugeben, wie sie geschehen sind, die Wiedergabe also möglichst der Wahrheit anzunähern, ist das Bestreben aller Fachleute darauf gerichtet, die Wiedergabe organisatorisch und pressetechnisch so zu gestalten, dass man sie für die Wahrheit ansieht und dass dabei doch die vielen Interessen von Auftraggebern, Industrien und Parteien gewahrt bleiben.“

Was würde Peter Panter wohl über den Journalismus von heute sagen? Ich glaube, ihm würde die taz Panter Stiftung gefallen. Vielleicht würde er dort einen Workshop für NachwuchsjournalistInnen leiten. Oder eine große Rede über Pressefreiheit und Pressefrechheit halten.

Das Gewirr der Interessen durchschauen

Oder in der Jury sitzen, die die zivilcouragierten Heldinnen und Helden des Alltags kürt. Vielleicht würde er so leichthin sagen, wie es seine Art war: „Meine Damen und Herren, sehr freundlich, dass Sie eine Stiftung nach mir benannt haben. Zumal ich weiß, dass in Wirklichkeit die Tatze der taz namensstiftend war.

Egal, ich fühle mich genauso sau- wie pantermäßig geehrt und schalte deshalb um von Spott auf Spot, auf einen Reklamespot: Die taz Panter Stiftung versucht unter anderem, Berufsanfänger aus dem Journalismus mit einem moralischen Kompass auszustatten, der ihnen hilft, das Gewirr der Interessen zu durchschauen und das Lügengewebe der Nachrichtendienste aufzuzwirbeln.

Das ist wunderbar, hat aber einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Es bedarf dazu Ihrer Hilfe. Die Stiftung bewirkt wenig, wenn Sie wenig Spenden und Zustiftungen bekommt, und viel, wenn sie viel erhält. Darum, seien Sie so nett, geben Sie Ihrem Herzen einen Ruck und ermöglichen Sie: den großen Pantersprung nach vorne.“