Nazi-Verbrecher Erich Priebke: Geburtsort will den Leichnam nicht

In Italien mehren sich die Stimmen, die für eine Beisetzung Priebkes in Deutschland plädieren. Doch Henningsdorf weigert sich und verweist auf seine Friedhofsordnung.

Erich Priebke bei seinem Prozess in Rom im Jahr 1996. Bild: ap

HENNINGSDORF/ROM dpa/afp | Die Stadt Hennigsdorf (Oberhavel) sieht keine Grundlage für eine Beisetzung des NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke in dessen brandenburgischer Geburtsstadt. Eine Sprecherin verwies am Montag auf die Friedhofsordnung der Kommune. Danach haben nur Einwohner der Stadt ein Recht auf eine Bestattung in Hennigsdorf oder Menschen mit unbekannten Wohnsitz, die in der Stadt nordöstlich von Berlin sterben.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hate sich dafür ausgesprochen, die Leiche des in Italien verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke in dessen Geburtsland zu bringen. „Es wäre das beste, den Leichnam nach Deutschland zu schicken, um ihn dort einzuäschern“, sagte der Präsident der Organisation, Efraim Zuroff, der italienischen Zeitung La Stampa vom Montag. Die deutschen Gesetze seien am besten geeignet zu verhindern, „dass die Trauerfeier und die Beisetzung zu einer Show für Neonazis werden“, sagte Zuroff.

Eine Einäscherung würde laut Zuroff dafür sorgen, dass „keine Spur von einem Nazi-Verbrecher wie Priebke zurückbleibt“. Er verwies darauf, dass auch die Leiche Adolf Hitlers verbrannt wurde. Dies habe „die Zerstörung von allem, was der Nationalsozialismus repräsentierte“, ermöglicht, sagte Zuroff.

Auch die jüdische Gemeinde in Rom hatte eine Beisetzung Priebkes in Hennigsdorf angeregt, weil der Widerstand in Italien gegen eine Trauerfeier sowie eine Beisetzung Priebkes im eigenen Land wächst.

Zuvor hatte bereits Argentinien eine Beisetzung in Priebkes langjährigem Wohnort Bariloche abgelehnt. Dort wollte er nach Angaben seines Anwalts neben seiner Ehefrau beigesetzt werden.

Für Dienstag hat Priebkes Anwalt Paolo Giachini eine Trauerfeier in einer nicht näher benannten Kirche in Rom angekündigt. Ein Sprecher des Bistums Rom, an dessen Spitze Papst Franziskus steht, schloss dies jedoch aus. Am Montag erklärte auch Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, es dürfe keine öffentliche Zeremonie in einer römischen Kirche geben.

Keine Hinweise auf Angehörige

Die Friedhofsordnung von Priebkes Geburtsort Hennigsdorf lässt nur wenig Raum für einen Ausnahmefälle. Ein „besonderes Recht auf Bestattung“ gibt es in einer bestimmten Grabstätte wie einem Familiengrab, erklärte die Stadtsprecherin. „Nach unseren Unterlagen gibt es keine Hinweise auf Angehörige in Hennigsdorf.“ Deren Wunsch ist maßgeblich für eine Bestattung.

So wurde der Kriegsverbrecher Heinz Barth, der an einem der schlimmsten Massaker der Nazis beteiligt war, 2007 in Gransee (Oberhavel) bestattet. Der frühere Obersturmführer der Waffen-SS hatte dort allerdings zuletzt gewohnt. Barth war im Juni 1944 im französischen Dorf Oradour-sur-Glane an einem Massaker mit 642 Todesopfern beteiligt. Dafür wurde er 1983 von einem DDR-Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. 1997 kam er auf freien Fuß.

NS-Verbrecher Priebke war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden. Nach seiner Kriegsgefangenschaft floh Priebke mit einem falschen Pass nach Argentinien. Er wurde 1995 an Italien ausgeliefert.

Für seine Beteiligung an dem Massaker wurde Priebke erst 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt. Diese wurde wegen seines hohen Alters in einen zeitweise gelockerten Hausarrest umgewandelt.

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