Neue ARD-Serie „Zwischen den Zeilen“: Der Horst und die Wurst

Die neue ARD-Krimikomödienserie „Zwischen den Zeilen“ hätte die Medienkrise fiktional aufarbeiten können. Doch das Thema wird gnadenlos versenkt.

Mehr als überzeichnet: die Redaktionsassistentin in „Zwischen den Zeilen“. Bild: dpa

Der Veganer Horst sitzt am Küchentisch, in seinem Hals steckt eine Wurst, an der ist er erstickt. Deshalb heißt die erste von 16 Folgen der neuen ARD-Krimikomödienserie „Heiter bis tödlich – Zwischen den Zeilen“ dann auch schlicht: „Die Wurst im Horst“. Und man ahnt bei so viel feingeistiger Titelei und hintergründigem Witz (ein Veganer erstickt an einer Wurst, höhö): Zwischen den Zeilen ist bei „Zwischen den Zeilen“ leider nicht viel los.

Dass es mit dem Humor in der Reihe im ARD-Vorabend nicht so richtig klappen will, ist aber nicht das Schlimmste. Auch nicht, dass „überzeichnet“ noch ein Kompliment für die Charaktere wäre, die sich Philipp Weinges (Drehbuch) und Markus Sehr (Regie) ausgedacht haben: den desillusionierten Ex-„Starjournalisten“ mit Alkoholproblem Paul Jacobs (Ole Puppe), den man in eine Aachener Lokalredaktion abgeschoben hat.

Seine Gegenspielerin: eine junge Kollegin (Josephine Schmidt), die eigentlich die ganz großen Geschichten aufdecken will, sich notgedrungen aber nun erst mal der Wurst im Horst widmen muss.

Komödiantenstadl Lokaljournalismus: So weit, so auserzählt. Das Schlimmste ist, dass das wirkliche Thema gnadenlos versenkt wird: „Die Zeitungsbranche hat kein Geld, der Verlag kürzt mir das Redaktionsbudget zusammen“, klagt Jacobs, den der Verlag „mit drei Jahresgehältern“ abfinden will.

Die Printkrise – Frankfurter Rundschau insolvent, die WAZ-Gruppe spart sich bei der Westfälischen Rundschau die komplette Redaktion, die Magdeburger Volksstimme gliedert ihre Mantelredaktion in untertariflich bezahlende GmbHs aus – fiktional aufzuarbeiten, das hätte spannend werden können. Aber es wäre auch anstrengend gewesen. Da lässt man doch lieber die Wurst im Horst und den ARD-Vorabend wie er ist.

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