Neue Cartoonserie in Pakistan: Die Rächerin in der Burka

Die Lehrerin Jiya in der Cartoonserie „Burka Avenger“ trägt eigentlich nicht einmal Kopftuch. Doch als Bösewichte ihre Schule schließen wollen, kämpft sie mit Burka dagegen.

Sieht eher nach Ninja aus: Die Burka-Heldin aus Pakistan. Screenshot: youtu.be/8pdbshf4iPE

ISLAMABAD ap | Weg da, Wonder Woman, schieb ab, Supergirl, hier kommt Burka Avenger! Die neue Superheldin kämpft in Pakistan für das Gute – und zeigt dabei deutlich weniger Haut. Im Alltag ist sie die brave Lehrerin Jiya. Aber als Ganoven die Mädchenschule schließen wollen, an der sie arbeitet, legt Jiya die Burka an und wird zu Burka Avenger. Dank ihrer geheimen Kampfsportkenntnisse schlägt sie die Bösewichter in die Flucht.

„Burka Avenger“ ist nach Angaben der Hersteller Pakistans erste selbstproduzierte Cartoonserie. Die drohende Schließung von Mädchenschulen findet in Pakistans Alltag durchaus traurige Parallelen. Hunderte Schulen haben die Taliban im Nordwesten Pakistans gesprengt, immer wieder greifen sie auch Aktivisten an, die Bildungsmöglichkeiten für Mädchen wollen.

Wenn „Burka Avenger“ demnächst auf dem pakistanischen Sender Geo Tez TV anläuft, geht man das Thema der geschlossenen Schulen spielerisch an. Die Schurken sind eher lachhaft als angsteinflößend und natürlich sind sie Burka Avenger alles andere als gewachsen, vor allem, wenn diese Bücher und Stifte als Waffen einsetzt.

Kreativer Kopf der Sendung ist Aaron Haroon Rashid, einer der größten Popstars Pakistans. Rashid, bekannter unter seinem Künstlernamen Haroon, entwickelte das Konzept für „Burka Avenger“, weil er, wie er sagt, deutlich machen wollte, wie wichtig Bildung für Mädchen sei und weil er Kindern vermitteln möchte, wie wichtig Umweltschutz sei und dass man andere nicht diskriminieren solle. Gerade in einem Land wie Pakistan, wo radikale Islamisten immer wieder auf religiöse Minderheiten losgehen, ist diese Botschaft besonders bedeutsam.

Kreuzung aus Ninja-Kostüm und Burka

Dass die Superheldin eine schwarze Burka trägt, könnte für Befremden sorgen, da dieses Kleidungsstück vielen als Zeichen der Unterdrückung gilt. Als die Taliban in den 1990er-Jahren die Herrschaft in Afghanistan übernahmen, zwangen sie alle Frauen zum Tragen von Burkas.

Das Burka-Modell der Superheldin lässt nur Augen und Finger erkennen, ähnelt allerdings eher einer Kreuzung aus Ninja-Kostüm und Burka als einer tatsächlichen Burka.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Er wolle mit der Burka Lokalkolorit vermitteln, so Rashid: „Sie steht nicht für Unterdrückung. Wie andere Superhelden auch, kostümiert Burka Avenger sich, um ihre Identität geheim zu halten. Wir hätten sie auch wie Catwoman oder Wonder Woman anziehen können, aber das hätte in Pakistan möglicherweise nicht funktioniert.“

Schauplatz der Serie ist die fiktive Stadt Halwapur im Norden des Landes, wo Jiya an einer Schule unterrichtet. Von ihrem Adoptivvater Kabbadi Jan hat sie Karate gelernt. Ist sie nicht als Burka Avenger verkleidet, trägt Jiya keine Burka, nicht einmal Kopftuch. Ihre Hauptwidersacher sind Vadero Pajero, ein korrupter Politiker mit goldenem Dollarsymbol um den Hals, und der böse Magier Baba Bandook, der mit seinem buschigen schwarzen Bart einem Taliban-Kommandeur ähnelt.

„Was sollen Frauen denn mit Bildung?“

Pajero will die Mädchenschule in Halwapur schließen und das Geld einsacken, das ihm eine Stiftung für die Schule gegeben hat. Mit Bandook hat er einen Komplizen an seiner Seite, der sagt, was viele Taliban und konservative Pakistaner denken: „Was sollen Frauen denn mit Bildung?“, fragt Bandook in der ersten Folge. "Sie sollen zu Hause bleiben, waschen, putzen, in der Küche wirbeln."

Bei einer Probevorführung in einem Waisenhaus am Rand von Islamabad johlten und lachten die Kinder, als Burka Avenger die Bösewichter besiegte. Ihr habe die Superheldin gefallen, weil sie „das Leben von Kindern gerettet hat und sie angespornt hat, sich zu bilden und zur Schule zu gehen“, urteilte die zehnjährige Samia Naeem.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.