Neue Vorwürfe gegen NSU-Angeklagten: Einen Jugendlichen verprügelt?

Im NSU-Prozess ist André Eminger als Terrorhelfer angeklagt. Nun soll er 2016 auch einen Jugendlichen in Zwickau verprügelt haben.

Ein Mann mit Sonnenbrille im Gerichtssaal

Im NSU-Prozess schweigt er bis heute: André Eminger Foto: dpa

BERLIN taz | Fünf Angeklagte zählt der NSU-Prozess, nur einer schweigt bis heute eisern: André Eminger. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum versuchten Mord wirft ihm die Anklage der Bundesanwaltschaft vor. Nun aber gibt es neuen Ärger für Eminger.

Die Staatsanwaltschaft Zwickau bestätigte der taz, dass gegen den 37-Jährigen Anklage wegen Körperverletzung und Bedrohung erhoben wurde. Er soll im Mai 2016 in seiner Heimatstadt Zwickau einen 18-Jährigen verprügelt haben. Vorausgegangen sei ein Streit des Jugendlichen mit Emingers 14-jährigen Sohn. Letzterer sei dabei geschubst worden.

Der 18-Jährige sei danach für eine Aussprache zu einem Parkhaus bestellt worden – wo Eminger laut Anklage sofort mit Fäusten auf ihn eingeschlagen und gegen dessen Rippen getreten habe. Dem Opfer habe er gedroht: „Wenn du meinen Sohn nochmal anfasst, mache ich dich tot und bringe dich um.“ Der 18-Jährige musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

Emingers bestreitet die Vorwürfe und hatte einen Strafbefehl über 40 Tagessätze, den die Staatsanwaltschaft im September verhängt hatte, abgelehnt. Deshalb sollte eigentlich bereits am kommenden Mittwoch über den Vorfall vor dem Amtsgericht Zwickau verhandelt werden. Der Termin kollidiert aber mit der NSU-Verhandlung und wird nun auf Mitte Mai verschoben.

„Stirb Jude Stirb“

Eminger macht aus seiner rechtsextremen Einstellung keinen Hehl. Schon als Jugendlicher baute er im Erzgebirge eine Kameradschaft mit auf. „Die Jew Die“, heißt es auf einem seiner Tattoos. Das NSU-Trio soll er mit seiner Frau bis zum Ende unterstützt haben. Laut Beate Zschäpe hatte er ihr noch auf der Flucht im November 2011 geholfen, sie mit dem Auto abgeholt und ihr Wechselkleidung besorgt.

Im NSU-Prozess ist der Sachse angeklagt, den Rechtsterroristen nach dem Abtauchen 1998 ihre erste Untergrundwohnung in Chemnitz angemietet zu haben, ihnen Bahncards und Wohnmobile für zwei Banküberfälle und einen Anschlag in Köln besorgt zu haben.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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