Neuer „X-Men“-Film: Alle auf Salat, keiner mehr verstrahlt

Bryan Singers „X-Men“ ist dramaturgisch überanstrengt. Mehr ironischer Quatsch hätte gutgetan. Und Hugh Jackman etwas weniger Muskeln.

Ihr einfach nur mal beim Gestaltwandeln zusehen: Mystique, gespielt von Jennifer Lawrence. Bild: Alan Markfield/ap/20th Century Fox

Das X-Men-Universum ist so ernst und erwachsen geworden. Schade. Der neue Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kommt streberhaft daher.

Dabei war es so nett, den Superhelden wie dem Beast, all den lebenden Fackeln, Schnellläufern und natürlich Halle Berry als Storm bei ihrem Coming-out als Mutanten zuzugucken. Das Teambuilding gab einen sympathisch pädagogischen Rahmen ab: Nur wenn alle die jeweiligen Spezialfähigkeiten untereinander anerkennen und zusammen einsetzen, kommt ein funktionierendes Ganzes dabei heraus.

Und der zentrale Konflikt zwischen dem Professor und Magneto konnte allmählich in den Mittelpunkt geschoben werden. In ihrer Analyse der Ausgrenzung sind sie sich einig; in der Wahl ihrer Reaktionen darauf unterscheiden sie sich fundamental. Der Professor setzt auf Bildung und das Prinzip Hoffnung, während Magneto gewaltsame Gegenmaßnahmen gegen die Menschen einleitet. Das ergab ein interessantes Entwicklungsschema für die Handlung.

Bryan Singers neuer Film dreht all dieses Spielmaterial allerdings in den Modus, es allen Seiten recht machen zu wollen (wegen Missbrauchsvorwürfen gegenüber Minderjährigen, die er selbst bestreitet, hält sich der Regisseur von allen Werbemaßnahmen für den Film fern). Er bringt beide X-Men-Teams zusammen, also das in die Jahre gekommene Team aus den ersten Folgen sowie das jugendliche Team aus dem Prequel „X-Men: Erste Entscheidungen“.

Zu viel Ballast

Es gönnt Wolverine Sonderauftritte bei der Zeitreise zurück in die Siebziger (man stellt fest: Hugh Jackman hat sich inzwischen aber echt zu viel mit Muskeln aufgepumpt). Es gibt neue Gegenspieler, die die Helden mit ihren eigenen Fähigkeiten bekämpfen können.

Und dann gibt es noch den dramaturgischen Clou, dass das Team Studien in Komplexität betreiben muss. Es muss lernen, dass schlechte Entwicklungen manchmal eindeutige Ursachen haben können – hier die an sich gut gemeinte Ermordung eines Wissenschaftlers, die erst recht zur Herstellung der von ihm entwickelten Waffen und damit in die Katastrophe führt –, diese Ursachen aber nicht eindeutig beseitigt werden können, indem man in die Zeit zurückreist und es schlicht anders macht. All das zusammengenommen ist zu viel Ballast.

„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“. Regie: Bryan Singer. Mit Patrick Stewart, Hugh Jackman u. a. USA 2014, 130 Min.

Man könnte sagen: Der Film hat seine hübschen Momente – vor allem in seiner Darstellung der siebziger Jahre inklusiver Nixon-Reminiszenzen –, ist aber insgesamt dramaturgisch überangestrengt und zu sehr am Reißbrett entworfen. Und der Film hat den liebenswerten Blödsinn, den man im Kino mit Superhelden anstellen kann, einfach zu sehr im Griff. Ein bisschen mehr Liebe zur puren Albernheit und zum ironischen Quatsch würde den X-Men ganz gut tun. Manchmal will man doch Mystique einfach nur beim Gestaltwandeln zusehen.

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