Neues Ankunftszentrum für Geflüchtete: Willkommen in Reinickendorf

Der Senat beschließt den Bau eines Ankunftszentrums für Geflüchtete – ausgerechnet auf dem Gelände einer alten Nervenklinik.

So sieht ein Ankerzentrum in Bamberg (Bayern) aus Foto: dpa

Der Senat lässt ein neues Ankunftszentrum für Geflüchtete bauen – und zwar in Reinickendorf. Auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in der Oranienburger Str. 285 sei ohnehin eine neue Gemeinschaftsunterkunft geplant gewesen, die nun als zentrale Anlaufstelle für neu in die Stadt kommende Geflüchtete umgewidmet werde, erklärte Staatssekretär Daniel Tietze (Linke) am Dienstag nach der Senatssitzung. Der Neubau, von Sozial- und Finanzverwaltung vorgeschlagen und vom Senat gebilligt, sei „eine zwingende und notwendige Verbesserung bei der Unterbringung von Geflüchteten von der ersten Stunde an“.

In der Tat gibt es viel Kritik am bisherigen Ankunftszentrum in Hangar 2 des ehemaligen Tempelhofer Flughafens. In dem riesigen Bau mit 550 Plätzen sind die neu ankommenden Flüchtlinge nur notdürftig in „Wohnwaben“ ­untergebracht. Von hier aus werden sie nach 3 bis 14 Tagen in andere Unterkünfte vermittelt. Die zuständige Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) will den Hangar seit ihrem Amtsantritt vor fast zwei Jahren schließen, doch das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) hat bislang kein geeignetes Gebäude gefunden.

Das neue Ankunftszentrum wird als Modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) der sogenannten ersten Generation gebaut, also mit Mehrbettzimmern und Gemeinschaftsräumen inklusive Vollverpflegung (in der zweiten Generation bestehen MUF aus abgeschlossenen Appartements). Die Unterkunft soll 389 Plätze haben, Bauherrin ist die Senatsbauverwaltung. Laut Tietze gibt es auf dem Gelände bereits eine Gemeinschaftsunterkunft sowie ein auf drei Jahre angelegtes Containerdorf. Die neue MUF soll schon in einem Jahr fertig sein.

Weitere Bauten auf dem Areal

Geplant ist, in Reinickendorf auch die Registrierung der Menschen und ihre medizinische Erstuntersuchung vorzunehmen. Für diese Aufgaben des LAF würden weitere Bestandsbauten auf dem Areal geprüft, so Tietze. Damit würden auch Polizei und Ausländerbehörde Standorte im Ankunftszentrum bekommen.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), das die Asylverfahren durchführt, solle aber nicht Teil des Ankunftszentrums werden, sondern in der Bundesallee verbleiben, erklärte der Staatssekretär. „Uns ist es wichtig, dass die Geflüchteten dort erst einmal zur Ruhe kommen“, sagte er zur Erklärung. Daher würden sie dort auch eine unabhängige Asylverfahrensberatung bekommen. Eine solche halten Experten für unabdingbar für ein faires Asylverfahren, im Hangar gibt es diese Möglichkeit bislang nicht. Ab Januar soll es aber auch dort eine unabhängige Beratung geben.

Derzeit kommen monatlich rund 700 Geflüchtete in Berlin an, im Oktober waren es laut Tietze mit 1.000 etwas mehr. In den Unterkünften des LAF gibt es rund 27.000 Plätze, davon sind derzeit 22.000 belegt.

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