Neugestaltung Spritzenplatz in Hamburg-Ottensen: Perspektive für Investor

Planwerkstatt soll Bürgerbegehren zur Spritzenplatz- Bebauung aushebeln, befürchten Inis vom „Altonaer Manifest“

Dem Abriss geweiht: Eckbebauung am Spritzenplatz. Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz |Eine „Planwerkstatt“ soll es nun richten. Für den kommenden Samstag lädt das Bezirksamt Altona alle Interessierten ein, die Grundpfeiler „für die Eckbebauung am Spritzenplatz“ zu formulieren. Was kreativ und bürgernah klingt, ist für das Ini­tiativennetzwerk „Altonaer Manifest“ nur ein mieser Trick. Es befürchtet: „Die Planwerkstatt soll unser erfolgreiches Bürgerbegehren kippen.“

Das fand 2015 statt und legte fest: Die Neubebauung am Spritzenplatz, dort wo heute ein Telekom-Laden logiert, soll eingeschossig bleiben. Der Ottensener Ortskern solle damit seine aufgelockerte „prägende Bebauungsstruktur“ behalten. 7.000 Altonaer stimmten dem Bürgerbegehren zu und die Bezirksversammlung schloss sich ihm an. Doch „von diesem Moment an“, sagt Initiativensprecherin Beate Reiß, „wurde begonnen, mit subtilen Mitteln den Inhalt des Bürgerbegehrens im Sinne des Investors zu drehen“. Und für den lohnt sich die Bebauung umso mehr, je größer und höher das neue Gebäude wird.

So hält die BÖAG-Beteiligungs-Aktiengesellschaft, die am Rödingsmarkt residiert, unverdrossen an ihren Plänen fest, am Spritzenplatz einen viergeschossigen Neubau nach den Plänen des prominenten Architekten Daniel Libeskind zu errichten. Dabei bekommt sie Rückenwind. In einer aktuellen Stellungnahme der Stadtentwicklungsbehörde zu der Planwerkstatt heißt es ohne Rücksicht auf das Bürgerbegehren ausdrücklich, es sei „aus städtebaulichen Gründen nicht wünschenswert, die vorhandene Gebäudestruktur“ in ihrer Ein- bis Dreigeschoßigkeit wieder herzustellen. Stattdessen gelte es „Perspektiven für die städtebauliche Entwicklung des Plangebietes“ und auch für den Investor aufzuzeigen.

Bislang hat die Behörde darauf verzichtet, das Bebauungsplanverfahren an sich zu ziehen, so den Bezirk zu entmachten und das Bürgerbegehren damit rechtlich auszuhebeln. Und auch, dass der Bezirk eine Veränderungssperre auf den Weg gebracht hat, die den Abriss der alten Gebäude und damit auch jeden Neubau zunächst verhindert, wertet die Initiative als „nicht ganz schlechtes Zeichen“.

Doch damit ihr Bürgerbegehren „nicht für die Katz“ ist, mobilisiert die Initiative zu der Planwerkstatt, die am kommenden Samstag high noon mit einer Vor-Ort-Besichtigung am Spritzenplatz beginnt.

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