Neuheiten bei der CES in Las Vegas: Autoindustrie setzt auf innere Werte

Auf der Elektronikmesse CES In Las Vegas wollen die Hersteller demonstrieren, wie gut sie IT können. Datenschützer sind alarmiert.

Der Elektro-Sportwagen „FFZERO1“ von Faraday Future

Der Elektro-Sportwagen „FFZERO1“ von Faraday Future wird auf der Technik-Messe CES vorgestellt. Foto: dpa

BERLIN taz/dpa | Autos, die – ähnlich wie Taxis – Fahrgäste von A nach B bringen, mit einem Unterschied: statt eines Fahrers steuern Algorithmen das Fahrzeug durch den Verkehr. So stellt man sich beim US-Konzern General Motors die Zukunft vor und ist dafür beim Start-up Lyft eingestiegen.

Genau wie der Taxikonkurrent Uber vermittelt Lyft private Mitfahrten für kürzere Strecken. General Motors kündigte nun an, 500 Milliarden Dollar in das Start-up zu stecken. „Das zeigt, dass die Autoindustrie verstanden hat, dass sich das Geschäftsmodell ändern wird“, sagt der Autoexperte des IT-Marktforschers Gartner, Thilo Koslowski.

Die Kooperation ist nicht die einzige Neuerung an der Schnittstelle von Verkehr und IT, die anlässlich der Technik-Messe CES in Las Vegas vorgestellt wurde. Neben Chips und Minicomputern, die die Orientierung von selbstfahrenden Autos verbessern sollen, gab der Autohersteller Ford bekannt, künftig auf die Systeme von Google und Apple setzen. Bislang hatte Ford ein eigenes Betriebssystem entwickelt.

Google und Apple bieten seit Längerem Software für Autos an. Stand vergangenen Herbst wurde Googles Android Auto dem Konzern zufolge in Modellen von 35 Herstellern genutzt. Der nächste Schritt sind selbstfahrende Autos.

Konkurrenz für Autohersteller

Im Unterschied zu Apple, das sich offiziell vor allem auf Software konzentriert, hat Google das gesamte Fahrzeug im Blick. Auf kalifornischen Straßen fahren bereits Testfahrzeuge des Konzerns. Für die Autohersteller bedeutet das ungelegene Konkurrenz. Und das in einer Zeit, in der die Absatzmärkte in den USA und in Europa kriseln.

Eine Zusammenarbeit könnte da neue Zielgruppen erschließen. Doch nicht alle Autohersteller halten eine solche Kooperation für eine gute Idee. Toyota kündigte an, auf die Software von Ford zu setzen statt auf Android Auto oder Apples CarPlay.

Für Fahrer hat die zunehmende Vernetzung nicht nur Vorteile

Für die Fahrer hat die jetzt schon zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen nicht nur Vorteile – zum Beispiel in Sachen Privatsphäre. Wie schnell ein Fahrer eine Kurve genommen hat, ließ sich in der Vergangenheit höchstens im Nachhinein anhand von Unfallspuren rekonstruieren.

Aktuelle Fahrzeuggenerationen zeichnen dagegen unter anderem Daten über Beschleunigungs- und Bremsverhalten, über Geschwindigkeit und Lenkung auf. Erste Versicherungen belohnen schon heute einen defensiven Fahrstil.

Datenschützer sind alarmiert

Würde im nächsten Schritt ein aggressiver Fahrstil sanktioniert, müssten auch Fahrer, die sich nicht überwachen lassen wollen, mit Sanktionen rechnen. Datenschützer warnen zudem vor einer Speicherung von Standortdaten – an denen dürften nicht nur Auto- und Softwarehersteller Interesse haben, sondern auch Strafverfolger.

Auf der bis zum Wochenende gehenden Messe werden zudem mehrere Elektroautos vorgestellt. Ein VW-Modell ist dabei, eine kleineres und günstigeres Modell von General Motors und der Erstling des Tesla-Herausforderers Faraday Future.

Schon dass die Autohersteller auf die Technikmesse setzen statt auf die eine Woche später stattfindende Automesse in Detroit, ist ein Zeichen: In Zukunft wird weniger wichtig sein, wer das Fahrzeug baut. Sondern vor allem, was in seinem Innern läuft.

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