Niederländisches Rotes Kreuz: Fehler in der Nazi-Zeit eingeräumt

Das niederländische Rote Kreuz bescheinigt sich selbst einen Mangel an Mut in der NS-Zeit. Für Juden, Sinti und Roma habe es sich nicht eingesetzt.

Rote-Kreuz-Mitarbeiter behanden Patienten vor einem steinernen Hakenkreuz

Nicht nur beim deutschen Roten Kreuz gab es Verflechtungen mit dem NS-Regime Foto: Imago/ teutopress

AMSTERDAM dpa | Das niederländische Rote Kreuz hat um Entschuldigung für schweres Versagen während der deutschen Besetzung vom Mai 1940 bis Mai 1945 gebeten. „Die Leitung setzte sich in dieser Zeit nicht für die am meisten Verwundbaren ein, die die Hilfe des Roten Kreuzes am nötigsten brauchten, vor allem die Juden, Roma und Sinti und politische Gefangene“, heißt es in einer Erklärung der Rotkreuz-Vorsitzenden Inge Brakman. Sie reagierte damit auf einen am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Amsterdamer Zentrums für Kriegs- und Genozidstudien NIOD.

In der 2013 von der Hilfsorganisation selbst in Auftrag gegebenen Forschungsarbeit heißt es, das niederländische Rote Kreuz habe zwar nicht mit Nazi-Deutschland kollaboriert, aber dennoch in seiner wichtigsten Aufgabe versagt. „Wegen einer passiven und beugsamen Leitung ist das Rote Kreuz während des zweiten Weltkrieges nicht ausreichend für die am meisten Gefährdeten eingetreten“, erklärte Brakman. „Der Mangel an Mut kann in keiner Weise gutgeheißen werden. Wir entschuldigen uns zutiefst bei den Opfern und deren Angehörigen.“

Unter anderem habe sich das niederländische Rote Kreuz niemals gegen die Judenverfolgung ausgesprochen. Rund 107 000 niederländische Juden wurden von Deutschen in Vernichtungslager gebracht. Nur etwa 5000 überlebten. Vor allem habe man keinerlei Lebensmittelpakete, die auch von großem psychologischem Wert gewesen seien, an Inhaftierte und Lagerinsassen verschickt. Man habe sich offiziell an alle Anweisungen der Besatzer gehalten und beispielsweise Juden nicht mehr als Blutspender zugelassen.

„Die Kriegsjahre sind zweifellos ein rabenschwarzes Kapitel in unserer 150-jährigen Geschichte“, sagte Brakman. Allerdings könne man sich ein Beispiel an einzelnen Rotkreuzlern nehmen, die ungeachtet der „passiven Führungsebene“ für Hilfsbedürftige eintraten.

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