Olympische Winterspiele: Tauwetter in Korea

Nordkorea will eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen im Nachbarland entsenden. Südkorea erwägt eine zeitweise Aussetzung von Sanktionen.

ein Mann spricht in Mikrofone

Ein bisschen auf Kuschelkurs: Kim Jong Un Foto: dpa

SEOUL ap/rtr | Nordkorea plant, eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen in Südkorea entsenden. Dieser werden offizielle Regierungsvertreter, Sportler und Journalisten angehören, teilte der südkoreanische Vizeminister für Wiedervereinigung, Chun Hae Sung, am Dienstag mit und zitierte eine Stellungnahme Nordkoreas dazu. Seoul habe zudem vorgeschlagen, dass beide Länder gemeinsam bei der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie einlaufen.

Südkorea wolle außerdem eine Wiedervereinigung von Familien in den beiden Ländern erreichen, so Chun. Beide Länder hatten nach mehr als zwei Jahren erstmals wieder Gespräche aufgenommen. Die Diplomaten trafen sich im Grenzort Panmunjom.

Er denke, Nordkorea sollte sich an den Gesprächen in einer ernsthaften und aufrichtigen Weise beteiligen, sagte der nordkoreanische Gesandte Ri Son Gwon auf Aufnahmen aus dem Versammlungsort in Panmunjom vor Bekanntwerden der Teilnahme an den Spielen. Es solle ein Geschenk für die Koreaner zum neuen Jahr geben: wertvolle Verhandlungsergebnisse. Ri trug zum Treffen einen Pin mit den Gesichtern der ehemaligen Machthaber Nordkoreas, Kim Jong Il und Kim Il Sung.

Der südkoreanische Wiedervereinigungsminister, Cho Myoung Gyon, erklärte, er hoffe ebenfalls, dass beide Seiten mit einem „guten Geschenk“ aufwarten und damit den Wunsch der Koreaner nach festeren Beziehungen erfüllen könnten. Er wünsche sich Willen und Geduld für die Verhandlungen, so Cho.

Südkorea erwägt derweil eine zeitweise Aussetzung von Sanktionen gegen den kommunistischen Norden. Sollte dies notwendig sein, um die Teilnahme einer nordkoreanischen Delegation an den Olympischen Winterspielen zu ermöglichen, werde dies in Abstimmung mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und anderen Partnern in Erwägung gezogen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul am Dienstag.

Zwischenhoch bei Winterspielen

Es sei zu früh, zu sagen, ob das Treffen über die Olympischen Spiele hinaus Ergebnisse bringen könnte, erklärte der Berater des US-Außenministeriums, Brian Hook. Die USA lobten jedoch den Start der Gespräche. Die Sanktionen gegen Pjöngjang werden laut Hook beibehalten, bis die USA ihr Ziel der „komplett nachweisbaren, unumkehrbaren Entnuklearisierung der Koreanischen Halbinsel“ erreicht haben. Präsident Donald Trump sehe vor allem den erhöhten Druck auf Nordkorea als Grund dafür, dass das Land wieder Gespräche mit dem Süden aufgenommen habe, so Hook.

Nach mehreren Raketentests Pjöngjangs hatte sich das Verhältnis 2017 zusehends verschlechtert. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hatte bereits in seiner Neujahrsansprache erklärt, dass sich die Beziehung zwischen Nord- und Südkorea wieder verbessern müsse. Analysten gehen davon aus, dass die Spannungen nach den Olympischen Winterspielen wieder zunehmen werden, da Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm nicht aufgeben will. Im Gegenzug werden die USA ihren Druck auf das Land vermutlich nicht verringern.

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