Organisierte Kriminalität in Europa: Milliardenprofite mit Menschenhandel

Über 3.000 Verbrecher-Organisationen sind in der EU aktiv, rund 880.000 Menschen müssen wie Sklaven arbeiten. Dies geht aus einem Bericht des EU-Parlaments hervor.

Dunkelziffer offen. Laut CRIM-Bericht werden in Europa rund 270.000 der Zwangsarbeiter sexuell ausgebeutet. Bild: reuters

HAMBURG dpa | Rund 3.600 internationale Verbrecher-Organisationen sind in der Europäischen Union aktiv – das berichtet der Spiegel und beruft sich auf einen Sonderausschuss des EU-Parlaments. Demnach richten diese Organisationen jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden in dreistelliger Milliardenhöhe an.

Geschätzt 880.000 Sklavenarbeiter arbeiteten in der EU unter der Knute von Verbrechern, heißt es in dem Bericht laut dem Magazin weiter. Rund 270.000 von ihnen würden sexuell ausgebeutet. Diese Zahl stammt ursprünglich aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von 2012. Die ILO versteht unter Zwangsarbeit jede Form von Arbeit, die Menschen unter Androhung von Strafe unfreiwillig leisten.

Mitte September hatte ein Sonderausschuss des EU-Parlaments, der organisiertes Verbrechen, Geldwäsche und Korruption in Europa untersucht hat, den sogenannten „CRIM“-Bericht verabschiedet. Das EU-Parlament will am 23. Oktober über den Bericht abstimmen.

Allein mit Menschenhandel machten Verbrecherbanden einen Profit von rund 25 Milliarden Euro pro Jahr, heißt es laut Spiegel in dem Papier des Europaabgeordneten Salvatore Iacolino. Der Schaden durch Cyber-Kriminalität summiert sich demnach auf 290 Milliarden Euro. 18 bis 26 Milliarden Euro bringe der illegale Handel mit Körperorganen und mit Wildtieren.

Illegaler Waffen- und Menschenhandel

Dem Papier zufolge seien zehn Millionen illegale Waffen in Europa im Umlauf, „die eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Bürger sowie für die Strafverfolgung darstellen“.

Eine „ernsthafte Bedrohung“ gehe zudem von der grassierenden Korruption aus. Allein im öffentlichen Sektor habe man 20 Millionen Fälle registriert. Der Gesamtschaden laut EU-Kommission: 120 Milliarden Euro im Jahr. Mit dem Bericht fordern die Abgeordneten von Polizei und Justiz der EU-Staaten eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit, wie der Spiegel weiter schreibt.

Europäische Steueroasen müssten verschwinden, der Kauf von Wählerstimmen solle überall zum Strafdelikt werden. Wer wegen Geldwäsche oder Korruption verurteilt wurde, dürfe mindestens fünf Jahre lang keine öffentlichen Aufträge erhalten.

Zudem plädiert der Ausschuss für einen europaweiten gesetzlichen Schutz von Whistleblowern: Wer Missstände in Behörden oder Unternehmen aufdecke, dürfe nicht als Straftäter verfolgt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.