Pfingstkirchen und Coronavirus: Nigeria betet jetzt online

Kirche wegen Corona geschlossen? Kein Problem: Per Internet erreichen Nigerias evangelikale Prediger noch viel mehr Gläubige

Eine Frau hebt die Arme und freut sich.

Ab jetzt per Video in Nigeria: Beten und Preisen Foto: Afolabi Sotunde/reuters

COTONOU taz | In Nigeria ist es ein echtes Drama. Man arrangiert sich mit geschlossenen Schulen, nicht vorhandenen Krankenhäusern, Universitäten im Streik. Aber geschlossene Kirchen – das geht gar nicht.

Das 200 Millionen Einwohner große Land, in dem sich etwa jede*r Zweite zum Christentum bekennt, gilt schließlich als sehr religiös. Der Gottesdienstbesuch, oft mehrmals pro Woche, ist fester Bestandteil des Alltags und Freizeitprogramm. Aber wegen Corona bleiben Nigerias Gotteshäuser nun dicht.

Die eine oder andere Pfingstkirche hat die Entscheidung anfangs scharf kritisiert und trotzdem weiter Gottesdienst gefeiert. Teilweise löste die Polizei diese nunmehr illegalen Versammlungen auf. Aber die mehr als 500 organisierten christlichen Kirchen, die es im Land gibt und die mitunter weltweite Netzwerke haben, haben nach Einschätzung von Ebenezer Obadare, Soziologieprofessor an der Universität Kansas in den USA, einen entscheidenden Vorteil.

Sie sind längst online, nutzen Streaming-Plattformen und soziale Netzwerke. „Sie haben die Möglichkeit, leichter mit ihren Gemeinden in Kontakt zu treten. Auch finden sie es weniger schwierig, sich virtuell zu versammeln“, sagt der Experte, selbst Nigerianer.

Die alten etablierten Kirchen wie Katholiken, Anglikaner und Methodisten tun sich deutlich schwerer und klingen in ihren Mitteilungen eher holprig. Gemeinsames Online-Beten kommt bei ihnen nicht vor, stattdessen der Rat, sich regelmäßig die Hände zu waschen und auf soziale Distanz zu gehen.

Wie man als Online-Kirche aktiv sein kann, macht etwa die Living Face Church Worldwide vor, auch als Winner's Chapel bekannt. Es gibt einen morgendlichen Livestream auf YouTube, Gebete und Predigten sind zusätzlich über die App Domi Radio zu hören.

Die Christ Embassy hat mit Loveworld sogar einen eigenen Fernsehsender. Das passe zum jüngeren Publikum, sagt Obadare. „Die Mitglieder lassen sich online besser erreichen.“

Auch spenden kann man online

Problematisch für alle Kirchen dürften aber in den kommenden Wochen die ausbleibenden Opfergaben werden. Sie müssen ja trotzdem Miete, Strom- und Wasserrechnungen zahlen. Nach Einschätzung von Obadare sind auch hier Pfingstkirchen wieder führend. „Einige Pastoren haben ihre Gemeinden direkt aufgefordert, zehn Prozent ihres Gehalts weiter zu spenden.“

Einen Klingelbeutel braucht es dazu nicht. Kirchen wie die große Redeemed Christian Church of God, in der Nigerias Vizepräsident Yemi Osinbajo Pastor ist, bieten längst die Möglichkeit der Online-Spende.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.