Politische Beraterin verliert Doktorgrad: Weiteres Opfer im FDP-Titelrennen

Die philosophische Fakultät der Uni Bonn hat der FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos den Doktortitel entzogen. Ihr werden vorsätzliche Täuschung und Zitat-Verschleierung vorgeworfen.

Ihre Promotion stand bereits Ende der 80er Jahre in der Kritik: FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos. Bild: dpa

BONN dapd | Doktorschwund bei der FDP: Nach einer Reihe von Spitzenpolitikern muss auch die liberale Parteiberaterin Margarita Mathiopoulos ihren Doktortitel abgeben. In über 320 Stellen sei die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert worden, teilte die Philosophische Fakultät der Universität Bonn am Mittwoch mit.

Es stehe fest, „dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handelt“. Die Anwälte von Mathiopoulos sprachen von einem „unfairen und mit blinden Eifer geprägten Verfahren“ und kündigten eine Klage gegen den Beschluss an. Der 55-Jährigen sei ein faires Verfahren verweigert worden.

Nach Ansicht der Fakultät wurden in der Dissertation in zahlreichen Fällen aus anderen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren. Teilweise seien längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Änderungen wörtlich abgeschrieben worden.

An anderen Stellen sei die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine „irreführende Zitierweise verschleiert“ worden. Der Fakultätsrat habe den vorherigen Beschluss des Promotionsausschusses einstimmig bestätigt, sagte der Dekan der Philosophischen Fakultät, Paul Geyer.

KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG: Die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit löste den tiefen Sturz des einst beliebtesten deutschen Politikers aus: Ende Februar 2011 erkannte die Universität Bayreuth Guttenberg den Doktortitel ab, kurz darauf trat der CSU-Politiker als Verteidigungsminister zurück. Eine Uni-Kommission kam schließlich nach dreimonatigen Prüfungen zu dem Schluss, dass Guttenberg vorsätzlich getäuscht hatte. Er hatte dies immer bestritten. Trotz der Affäre wurde schon bald wieder über sein Comeback spekuliert. Anfang dieses Jahres erklärte der einstige Hoffnungsträger der Union klar, er strebe kein Comeback zur Bundestagswahl 2013 an und ziehe sich längerfristig aus der Öffentlichkeit zurück.

SILVANA KOCH-MEHRIN: Auch die FDP-Europaabgeordnete stolperte über Plagiatsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit. Im Mai vergangenen Jahres trat Koch-Mehrin im Zuge der öffentlichen Debatte über ihre Doktorarbeit als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als Vizepräsidentin des Parlaments zurück. Gut einen Monat später entzog die Universität Heidelberg ihr den Doktortitel. Wie bei Guttenberg hatten auch in ihrem Fall Plagiatsjäger im Internet die Arbeit unter die Lupe genommen.

JORGO CHATZIMARKAKIS: Die Universität Bonn entzog dem FDP-Politiker im Juli vergangenen Jahres den Doktortitel. Die Prüfer der Hochschule fanden in der Dissertation zahlreiche Passagen aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren. Auch gegen den Europapolitiker hatten zuvor Plagiatsjäger Vorwürfe erhoben.

BERND ALTHUSMANN: Der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) wurde dagegen Ende 2011 vom Plagiatsverdacht entlastet. Die Uni Potsdam hatte seine Dissertation überprüft, nachdem Vorwürfe aufgekommen waren. Die Hochschule sah dabei zwar viele formale Mängel, aber kein wissenschaftliches Fehlverhalten. (afp)

Neue Überprüfung wegen „Vroniplag“

Die Doktorarbeit von Mathiopoulos, die seit 2002 die FDP in außenpolitischen Fragen berät, war bereits Ende der 80er-Jahre in die Kritik geraten. Damals waren handwerkliche Mängel, jedoch keine Verfehlungen festgestellt worden. Aus heutiger Sicht sei die Entscheidung von 1991 objektiv rechtswidrig und habe deshalb aufgehoben werden können, erklärte die Fakultät am Mittwoch.

Den Anstoß für die erneute Überprüfung hatten die Plagiatsfahnder von „VroniPlag“ im Juli gegeben. Die Dissertation „Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA“ war 1987 veröffentlicht worden.

Zuletzt war den FDP-Europapolitikern Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis sowie dem FDP-Bundestagsabgeordneten Bijan Djir-Sarai der Doktortitel entzogen worden. Mathiopoulos droht nun auch der Verlust ihrer beiden Honorarprofessuren. Nach einem Bericht des Spiegels hatten dies die Technische Universität Braunschweig und die Universität Potsdam angekündigt, falls die Doktorwürde offiziell aberkannt werde.

Brandt-Rücktritt

Die heutige FDP-Beraterin war 1987 in die Schlagzeilen geraten, weil der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt die parteilose Politikwissenschaftlerin zur Parteisprecherin ernennen wollte. Nach Empörung in der Partei zog Mathiopoulos ihre Bewerbung zurück. Dennoch trat Brandt in Folge der Affäre als SPD-Chef zurück.

Laut ihrer Internetseite arbeitet Mathiopoulos heute als Unternehmerin und Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheitspolitik. Sie war im Juli 2002 der FDP beigetreten und berät die Liberalen seitdem in außen- und sicherheitspolitischen Fragen. Seit Januar 2005 ist sie zudem Vorsitzende des Transatlantischen Forums der Partei.

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