Präsident in Burundi mit neuem Titel: Der „Ewige Führer“

Der einstige Führer der Hutu-Rebellen, Pierre Nkurunziza, krönt seinen Aufstieg zur unumstrittenen Führungsfigur seines Landes.

Pierre Nkurunziza, Burundis Präsident, läuft zu einem Wahllokal, um seine Stimme für die Präsidentschaftswahl 2015 abzugeben

Interessiert sich Nkurunziza mehr für Fußball und die Bibel als für Versöhnung und Wiederaufbau? Foto: ap

Das hat noch gefehlt: Burundis Präsident Pierre Nkurunziza trägt ab sofort den Titel des „Ewigen Führers“. Dies, so wird aus Burundi vermeldet, habe die Führungsriege der Regierungspartei CNDD/FDD (Nationalkomitee/Kräfte zur Verteidigung der Demokratie) am Wochenende auf einem Kulturfestival beschlossen. „Imboneza yamaho“ lautet der Titel in der Landessprache Kirundi.

Nkurunziza, einstiger Führer der Hutu-Rebellen, die gegen die Tutsi-geführte Militärdiktatur in Burundi zwischen 1993 und 2003 kämpften, krönt damit seinen Aufstieg zur unumstrittenen Führungsfigur seines Landes und der ehemaligen Guerillabewegung CNDD/FDD. Es scheint eine Ewigkeit her, dass der Untergrundkämpfer mit guten Verbindungen zu Hutu-Milizionären aus Ruanda und Kongo im Jahr 2005 im zarten Alter von 41 Jahren Präsident seines Landes wurde – im Rahmen eines sorgfältig ausgehandelten Friedensabkommens, das die Hutu-Tutsi-Konflikte Burundis durch ausgefeilte Quotierungen zu lösen glaubte.

Seine Kritiker warfen ihm schon damals vor, sich mehr für Fußball und die Bibel zu interessieren als für Versöhnung und Wiederaufbau. Aber jahrelang galt Burundi in der Krisenregion des Afrika der Großen Seen als so etwas wie eine Insel der Gutmütigkeit, wo zwar nichts vorankommt, aber auch nichts Schlimmes passiert.

Das ist längst vorbei. 2015 ließ sich Nkurunziza entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit wiederwählen – nach einer Zeit des Terrors, die Burundis politische Opposition ins Exil oder in den Untergrund trieb und das Land zu einer faktischen neuen Diktatur machte, mit Hunderten Opfern politischer Gewalt und Hunderttausenden Flüchtlingen in Nachbarländern.

Und immer noch, so scheint es, hat Nkurunziza nicht genug. Im Mai soll ein Verfassungsreferendum dafür sorgen, dass er bis 2034 an der Macht bleiben kann – genau wie sein Amtskollege Paul Kagame im Nachbarland Ruanda. Der allerdings wird afrikaweit für seine Modernisierungspolitik gefeiert, während Nkurunziza sein Land in die Isolation führt.

Nein, der neue Titel habe nichts mit Nordkorea zu tun, heißt es jetzt aus CNDD-FDD-Kreisen. Man trage lediglich der Tatsache Rechnung, dass Pierre Nkurunziza der unangefochtene Vater der Partei sei. Fraglich ist allerdings, wieso er jetzt noch ein Verfassungsreferendum braucht, um an der Macht zu bleiben, wenn er nun offiziell „ewig“ ist. Allerdings: Als „von Gott gewählt“ bezeichnete er sich schon zu Beginn seiner Amtszeit. Damals nahm das noch niemand ernst.

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