Preis für Flüchtlingsarbeit in Berlin: Farbe bekennen – ohne „Bild“

Die Senatskanzlei möchte einen Preis für Flüchtlingsarbeit vergeben. Flüchtlingsorganisationen kritisieren dabei die Zusammenarbeit mit der „Bild“.

Ein aufgespannter, bunter Regenschirm, von oben betrachtet auf einem nassen Fußbweg.

„Farbe bekennen“ will gesellschaftliches Engagement ehren. Foto: Butch Comegys, AP

BERLIN taz | Insgesamt 6.000 Euro als Preisgeld für Organisationen und Einzelpersonen, die Geflüchteten in Berlin helfen? Der #Farbebekennen-Award, ein Preis, vergeben für „Initiativen, die Begegnungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten schaffen und somit helfen, Spaltung und Hass zu überwinden“, steht trotzdem in der Kritik zumindest einiger dieser Initiativen. Der Grund: Medienpartner Bild.

Der Verein „Moabit hilft“ kritisiert die Wahl des Medienpartners in einer Stellungnahme. Vier weitere Berliner Initiativen haben ebenfalls Bedenken. Die Kampagne „Farbe bekennen“, in deren Rahmen der Preis am 2. Dezember 2018 zum ersten Mal verliehen werden soll, wird von der „Berlin Partner“, „be Berlin“ und der Senatskanzlei unter der Leitung von Sawsan Chebli (SPD), Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement und Internationales, durchgeführt. Die Kampagne möchte mit verschiedenen Aktionen die Situation von Geflüchteten in Berlin verbessern. Im November 2017 wurden dazu bereits Videos auf bild.de veröffentlicht.

„Moabit hilft“ wirft der Bild eine tendenziöse Berichterstattung vor, speziell in Bezug auf das Thema Geflüchtete und Migration. „In der letzten Zeit hat sich die Sprache in der Medienlandschaft verschärft, wodurch es schwer geworden ist, sachlich zu argumentieren“, sagt Diana Henniges, Gründerin und Leiterin des Vereins. Zu dieser Verschärfung trage die gedruckte und die digitale Bild bei, aber auch andere Marken des Axel Springer Verlags. Zwei Drittel der Helfer*innen von „Moabit hilft“ seien selbst Geflohene und werden „durch diese Sprache verletzt“.

Der Verein fordert außerdem mehr Engagement von Staatssekretärin Chebli, von der sie in der Flüchtlingshilfe „bis dato keine bis wenig Unterstützung erhalten“. Auf Anfrage der taz heißt es von der Senatskanzlei, man werde nun verschiedene Organisationen einladen, „um den Austausch zu intensivieren“.

Kein echter Medienpartner

Henniges fragt, wie sinnvoll eine Kooperation mit der Bild im Rahmen einer solchen Kampagne sei und was für ein Publikum man über sie erreiche.

Bereits im Juli hatte „Moabit hilft“ die Nominierung für den Preis der Nebenan-Stiftung abgelehnt, weil dieser unter der Schirmherrschaft von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stand. Daraufhin hatte Seehofer im August seine Schirmherrschaft zurückgezogen.

Die Bewerbungsfrist für den Preis von „Farbe bekennen“ läuft noch bis zum 26. September. Wenn die Kooperation mit dem Medienpartner Bild beendet würde, „dann wären wir natürlich sofort dabei“, sagt Henniges.

Aus der Sicht der Senatskanzlei ist die Bild jedoch gar kein Medienpartner. Der Preis werde von der Bild nur „medial begleitet“, wie es auf der Homepage heißt. Die Senatskanzlei habe keinen Einfluss darauf, wie intensiv die Bild über die Kampagne „Farbe bekennen“ berichtet.

Besonders überrascht sei man, dass auch Initiativen das Kritikschreiben unterstützen, die im vergangenen Jahr noch mit „Farbe bekennen“ zusammengearbeitet hatten.

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