„Racial profiling“ auf Zypern: Wie ein Verbrecher behandelt

Weil er nach dem Grund für eine Personenkontrolle fragte, hat die Polizei in Zypern einem Afrikaner ein Bein gebrochen. Jetzt wird der Vorfall untersucht.

Der Fall zeigt die Brutalität der zypriotischen Polizei. Tabelle: http://www.youtube.com/watch?v=S8hZBgDij3w

BERLIN taz | Mitglieder der „Emergency Response Unit“ in der Hauptstadt Nicosia hatten am Mittag des 27. November drei afrikanische Männer angehalten. Unter ihnen war der seit sieben Jahren auf Zypern lebende und mit einer Zypriotin verheiratete Sylvain Somé aus der Elfenbeinküste. Er fragte nach dem Grund der Kontrolle. „Der Polizist sagte: 'Wenn Ihnen das nicht gefällt, können Sie in Ihr Land zurück gehen und da die Polizei belehren, wie sie sich zu verhalten hat“, sagte Somé später dem französischen Sender France 24.

Als Somé darauf bestand, den Grund für die Kontrolle zu erfahren und von „racial profiling“ sprach, warf der Beamten den Ivorer brutal zu Boden und drückte ihn so nieder, dass sein Bein brach. Passanten nahmen die Situation mit ihren Handys auf, einer stellte das Video ins Netz.

„Ich wurde behandelt wie ein Verbrecher“, sagte Somé im Krankenhaus einer Reporterin. Er wurde wegen Wiederstands gegen Vollstreckungsbeamte angezeigt. „Racial Profiling ist auf Zypern illegal, aber die Polizei tut es ständig. Wir kriegen jede Woche Beschwerden deswegen“, sagt Klitos Papastylianou von der zypriotischen NGO Kisa. Laut Kisa hat die Polizei sich zunächst geweigert, eine Anzeige wegen der Verletzung Somés entgegen zu nehmen. Nach einer Beschwerde tat sie es allerdings doch.

Eine Sprecherin der Polizei in Nicosia kündigte am Mittwoch gegenüber der taz eine Untersuchung des Vorfalls an. Dabei würden auch das Video sowie die Berichte von Augenzeugen ausgewertet.

Mängel beim Asylverfahren

Wegen der geringen Entfernung des EU-Staats Zypern zum Nahen Osten kommen viele Flüchtlinge auf der Insel an. Der Umgang mit Asylsuchenden auf Zypern wird seit langem von Menschenrechtsorganisation kritisiert. Kürzlich hatte die Berliner Kontakt und Beratungsstelle für Flüchtlinge (KUB) eine Dokumentation des Asylsystems in Zypern vorgelegt.

Demnach gibt es nicht nur erhebliche Mängel bei der Durchführung von Asylverfahren, die Flüchtlinge seien auch zermürbenden und teils menschenunwürdigen Lebensbedingungen ausgesetzt. Insbesondere schutzbedürftige Personengruppen wie traumatisierte Menschen, schwangere Frauen oder unbegleitete Minderjährige seien betroffen. Sozialleistungen würden unregelmäßig ausgezahlt, Mahlzeiten und Babynahrung in Sammelunterkünften aufgrund finanzieller Nöte des Landes gestrichen.

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