Rassismus in Schulbüchern: Wie Diskriminierung beigebracht wird

Schulbücher sollen helfen, mündige und reflektierte Bürger*innen auszubilden. Aber sie reproduzieren häufig rassistische Inhalte.

in Mädchen liest an der Robert-Koch-Schule während des islamischen Religionsunterrichts in einem Schulbuch.

Es braucht vielfältiges Unterrichtsmaterial, um unterschiedliche Perspektiven abzubilden Foto: Oliver Berg/dpa

Rassismus in Schulbüchern ist oft unterschwellig: „Welche Erfahrungen hast Du mit Aussiedlern gemacht? Wie kann ihre Integration verbessert werden?“, lautet etwa eine Aufgabenstellung eines Geschichtsbuchs der Mittelstufe. Am Dienstagabend veranstaltete die SPD Rehberge in den Räumen des Vereins Each One Teach One (EOTO) im Wedding eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: Vielfalt und Rassismus in Schulbüchern.

Es diskutierten Maisha Auma, Erziehungswissenschaftlerin und Geschlechterforscherin, Saraya Gomis, Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen in Berlin, und Mark Rackles, ehemaliger Berliner Staatssekretär für Bildung. Schnell ist klar: Vielfalt gibt es in Schulbüchern wenig, denn Minderheiten werden zumeist aus einer weißen Perspektive, als bloße Objekte betrachtet und beschrieben. „Viele Diskriminierungen sind unterschwellig“, gibt Gomis zu bedenken. „Ich arbeite mit Lehrer*innen, die diskriminieren, ohne es zu wissen.“

Ein Beispiel aus einem Berliner Schulbuch verdeutlicht die Stereotypisierung von Geflüchteten: „Für die Flüchtlinge aus den armen Ländern bietet das Asylrecht die Möglichkeit, bei uns zu leben und, wenn auch in bescheidenem Maße, am deutschen Wohlstand teilzuhaben.“ Dabei könnte sich schnell etwas ändern, denn in Berlin können Schulen selbst entscheiden, welche Bücher sie bestellen. Fluch und Segen zugleich, denn somit kommt es auf die Lehrerenden an, welche Inhalte die Schüler*innen erreichen.

„Das wird richtig weh tun“

Saraya Gomis sieht allerdings bereits in der Ausbildung von Lehrer*innen ein Problem. Da seien hauptsächliche weiße Personen, die weiße Perspektiven mitbringen und vertreten, sagt sie. Mark Rackles will wissen, ob es denn so nötig sei, dass Schüler*innen 125 verschiedene Diskriminierungsformen kennen müssten oder es nicht wichtiger sei, Diskriminierungen anhand eines Schemas zu erkennen. Eine Frage, mit der er sich vor dem Publikum nicht unbedingt beliebt macht. „Jede Perspektive hilft, eine kollektive Empathie zu entwickeln, die die weiße Mehrheitsgesellschaft lernen muss“, entgegnet eine Teilnehmerin.

Doch nicht jede Perspektive komme ins Schulbuch, und das liege unter anderem daran, dass die Arbeit in Schulbuchverlagen extrem schlecht bezahlt sei, sagt Auma, man müsse es sich also leisten können, bei der Gestaltung mitzuwirken.

„Wir sind es leid, als ehrenamtliche Expert*innen für mehr Vielfalt herangezogen zu werden. Wir wollen richtig gefördert und bezahlt werden und die Schulbuchverlage sollen auf uns zukommen“, sagt ein Mitglied von EOTO. Für echte Vielfalt gehe es nicht zuletzt um Verteilung und Umstrukturierung, sagt Auma und fügt kampflustig hinzu: „Und das wird richtig wehtun.“

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