Rechtsextremes Bündnis will nicht mehr: Besiegt von Antifa und Angela

Zu ihrem letzten Aufmarsch kamen nur gut 100 Menschen. Jetzt will die Organisation Wir für Deutschland nicht mehr in Berlin demonstrieren.

Teilnehmer des rechtsextremen „Trauermarsch“ am Freitag Foto: dpa

So sieht Resignation aus: Der rechtsextreme Aktivist Kay Hönicke hat am Sonntagabend per Livestream auf der Facebook-Seite seiner Organisation Wir für Deutschland verkündet, diese werde künftig keine Demonstrationen in Berlin mehr veranstalten. „Widerstand ist sinnlos in Deutschland, die Leute sind nicht bereit, auf die Straße zu gehen“, sagt Hönicke in die Kamera, neben ihm flackert eine Grabkerze.

Wir für Deutschland hatte zuletzt am Freitag eine deutliche Schlappe einschlagen müssen: Zum „Trauermarsch für die Toten von Politik“, um den es viel Streit gegeben hatte, weil die Rechtsextremen ihn am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht veranstalten wollten, waren nur gut 100 Teilnehmer gekommen.

So wenige waren es noch nie bei einem Aufmarsch der rechtsextremen Organisation, die seit Frühling 2016 regelmäßig Demonstrationen in Berlin veranstaltet, meist unter dem Motto „Merkel muss weg“. Beim ersten Mal war es ihnen gelungen, fast 3000 Menschen auf die Straße zu bringen. Später sanken die Teilnehmerzahlen kontinuierlich bis auf wenige hundert Menschen, am diesjährigen Tag der deutschen Einheit nahmen allerdings noch einmal rund 1300 Rechtsextreme an einer Demonstration von Wir für Deutschland teil.

Er wolle „nicht mehr im Kreis laufen“ und nicht mehr „von der Antifa angeschrieen werden“, begründet Hönicke, gemeinsam mit dem Marzahner Rechtsextremen Enrico Stubbe Organisator der Demonstrationen, die Entscheidung. Außerdem: „Merkel, die hat uns besiegt, das müssen wir akzeptieren.“ Es sei ein Erfolg, dass die Bundeskanzlerin ihren Rückzug angekündigt habe, aber „wenn sie Bundespräsidentin wird, dann ertragen wir sie eben weiter, mein Gott“. So sieht es also aus, wenn Nazis keinen Bock mehr haben.

„Das ist ein klarer Erfolg für den andauernden und hartnäckigen zivilgesellschaftlichen Protest der letzten Jahre“, sagt Carolin Brenner von der Plattform Berlin gegen Nazis. Ob die Organisatoren von Wir für Deutschland auch wirklich dabei bleiben werden, müsse man allerdings erst noch abwarten.

Der etwas derangiert wirkende Hönicke spricht dann noch davon, man werde in Zukunft „kommunaltechnisch besser fahren“, was er damit meint, bleibt unklar. An anderer Stelle gibt Wir für Deutschland bekannt, „künftig nur noch Bürgerbegehren und Volksentscheide“ zu unterstützen.

Die Anhänger der Organisation zeigen sich bei Facebook überwiegend enttäuscht von der Entscheidung, es gibt aber auch Verständnis: „Auch für uns AfDler“, schreibt einer, sei der „Berliner Ortsverband eine Zumutung.“

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