Religionen reformieren: Krieg im Namen Gottes

Religionen als Machtinstrumente. Wie ist es möglich, kritisch links und gleichzeitig gläubig zu sein?

Beten – gehört zum Repertoire von guten Gläubigen. Bild: Arno Burgi / dpa

Es ist schon viel Unheil angerichtet worden im Namen Gottes. Und Vorsicht, ihr Christenmenschen, es sind nicht nur radikalisierte Muslime, die im Namen Gottes Terror verbreiten.

Nicht nur in den dunklen Zeiten des Mittelalters wurden Tausende von Menschen getötet, gefoltert und geschändet. Bis heute wird Religion als Machtinstrument gebraucht.

Menschen errichten Grenzen mit dem Glaubensargument

Das Bedürfnis zu glauben wird geschaffen, um die Anderen, die Nichtgläubigen, die Abtrünnigen zu bekehren oder gar zu töten. Mit großer Wahrscheinlichkeit auch jetzt, in diesem Moment. Weil sie homosexuell sind oder weil sie sich für das Recht auf Abtreibung einsetzen, weil sie unehelich schwanger geworden sind nach einer Vergewaltigung - oder weil sie sich einfach weigern, weiter in ehelichen Gewaltbeziehungen zu leben.

Gibt es deshalb für aufgeklärte Linke nicht nur eine Antwort: Schluss mit der Religion?

Wir haben Katrin Göring-Eckardt eingeladen, dieses Thema mit uns zu diskutieren. Die ehemalige Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und Grünen-Fraktionschefin im Bundestag glaubt weiter an die friedenstiftende Kraft der Religion und daran, dass die christlichen Werte Fundament unserer demokratischen Gesellschaftsordnung sind.

Jahrgang 1967, ist seit Juli 2009 Chefredakteurin der taz. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Seit 2010 ist sie Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“.

Wie passt dazu die Vereinnahmung der Pegida-Anhänger, die genau die angebliche Wertegemeinschaft des sogenannten christlich-jüdischen Abendlands als Folie nutzen, auf der sie ihre rassistischen Parolen ausbreiten?

Reformen für Religionen

Was sagt der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten, dazu? Müssen nicht endlich viel grundlegendere Reformen in der katholischen Kirche durchgesetzt werden, um angemessen auf den Zustand der Welt reagieren zu können?

Und: Braucht vielleicht auch der Islam eine „Reform” in Europa? Wir freuen uns, dass Aiman Mazyek,Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, mit uns diskutieren wird. Warum berufen sich so viele Terroristen auf den Islam? Der islamische Glaube – für uns ein Buch mit sieben Siegeln?

Was sagt Hilal Sezgin, Philosophin und langjährige taz-Kolumnistin zu dieser „Islamdebatte”? Und da Religionen ihre Wirkmächtigkeit immer in einem konkreten Umfeld entfalten und deshalb all diese Debatten nie ohne den sozialen Kontext diskutiert werden sollten, haben wir Kristin Helberg dazu gebeten.

Sie beschäftigt sich seit Jahren mit den sozialen Ursachen der Radikalisierung von Muslimen und zählt zu den Syrien-Expertinnen Deutschlands. Auch sie ist den taz-LeserInnen als regelmäßige taz-Autorin bekannt.

INES POHL