Russischer Politaktivist Ildar Dadin: Zwischen Knast und Freiheit

Weil er gegen die Politik des Kreml öffentlich protestierte, landete Ildar Dadin im Knast. Nun ordnete das Oberste Gericht seine Freilassung an.

Ildar Dadin in einer Menschenmenge in Moskau

Ildar Dadin bei einer Demo im Jahr 2014 vor seiner Verhaftung Foto: afp

BERLIN taz | Die Tage von Ildar Dadin in einem Gefängnis in der westsibirischen Stadt Barnaul dürften gezählt sein. Am Mittwoch ordnete Russlands Oberster Gerichtshof die Freilassung des politischen Aktivisten an. Der 34-Jährige, so heißt es in dem Beschluss, habe ein Recht auf Rehabilitierung. Dieses könnte auch Entschädigungszahlungen einschließen.

Dadin, der nach einem abgebrochen Metallurgiestudium sieben Jahre als Wachmann gearbeitet hatte, schloss sich 2011 der Protestbewegung gegen die Regierung an. Auslöser waren die Parlamentswahlen im Dezember, bei denen er als Beobachter tätig war. Hunderttausende waren in den folgenden Tagen und Wochen gegen die massiven Fälschungen auf die Straße gegangen. Beim „Marsch der Millionen“ im darauf folgenden Mai in Moskau wurden Hunderte Demonstranten festgenommen. Für deren Freilassung setzte sich Dadin in der Öffentlichkeit genauso ein, wie er gegen eine Gesetzesvorlage, homosexuellen Eltern ihre Kinder zu entziehen, und den Krieg in der Ukraine protestierte.

Am 7. Dezember 2015 wurde Dadin zu drei Jahren Haft verurteilt. Grundlage dafür war erstmals der verschärfte Artikel 212.1 des Strafgesetzbuches. Dieser sieht nach mehreren nicht genehmigten gewaltfreien Aktionen innerhalb einer bestimmten Frist auch eine Haftstrafe vor. Zwei Monate später heiratete Dadin in einem Moskauer Untersuchungsgefängnis die Journalistin Anastasia Sotowa.

Sotowa war es auch, die Anfang November 2016 einen Brief ihres Mannes aus der karelischen Strafkolonie IK-7 öffentlich machte. Darin berichtete Dadin von schweren Misshandlungen, denen er und andere Mitgefangene ausgesetzt gewesen seien. So sei er, nachdem er in einen Hungerstreik getreten sei, zusammengeschlagen, mit dem Kopf in eine Toilette gesteckt und mit Vergewaltigung bedroht worden.

Obwohl die Leitung der Strafkolonie alle Vorwürfe zurückwies, wurde Dadin nach Sibirien verlegt. Seine Frau Anastasia sagte am Mittwoch dem Sender Doschd, sie habe Angst, dass ihr Mann nach seiner Freilassung sofort wieder festgenommen werden könnte. Unbegründet sind diese Befürchtungen nicht.

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