„Saarbrücker Zeitung“ wird übernommen: Mit breitem Grinsen in die Top 5

Die „Rheinische Post“ übernimmt die „Saarbrücker Zeitung“ – und alle sind glücklich. Man muss mit dem Verkauf der Mehrheit nicht unbedingt die Kontrolle abgeben.

Entspanntes Gesicht: Chefredakteur Peter Stefan Herbst. Bild: dapd

BERLIN taz | Wer in den letzten Wochen mit Mächtigen der Saarbrücker Zeitung (SBZ) sprach, mit Chefredakteur Peter Stefan Herbst zum Beispiel, schaute in entspannte Gesichter – die sich dann auch meist noch zu einem breiten Grinsen verzogen: Ja, man sei sich im Prinzip mit dem künftigen Mehrheitseigner handelseinig. Und nein, man könne natürlich auf keinen Fall sagen, wer es wird.

Machte auch nichts, denn das pfiff es in Saarbrücken ohnehin von jedem Dach, und seit dem Wochenende ist es nun auch endlich offiziell: Die Verlagsgruppe Rheinische Post aus Düsseldorf übernimmt die Unternehmensgruppe Saarbrücker Zeitung. Es wird der größte Deal im deutschen Zeitungsmarkt der letzten Jahre, die noch ausstehende Zustimmung des Kartellamts ist eher Formsache.

Denn die Verbreitungsgebiete der Blätter – bei den Saarbrückern gehören noch der Pfälzische Merkur (Zweibrückern), der Trierische Volksfreund sowie die Lausitzer Rundschau (Cottbus) dazu – ist weit gestreut. Und den Markt in ihrer Heimatregion beherrscht die Saarbrücker Zeitung auf die schönste Art und Weise: Sie ist das einzige Regionalblatt des ganzen Saarlandes (Auflage: 143.000 Exemplare), die Umsatzrendite trotzt mit rund 11 Prozent dem Branchentrend.

Außerdem hatte der bis Mai mehrheitlich zu Holtzbrinck gehörende Laden früh auf weitere Geschäftsfelder gesetzt. Heute trägt die Übersetzungs- und Content-Management-Tochter Euroscript nebenan in Luxemburg knapp ein Drittel zum Gesamtumsatz von 330 Millionen Euro bei.

Konzernsitz an der Saar ist vertraglich festgeschrieben

Die Rheinische Post (RP) meldet derzeit knapp 344.000 Exemplare täglich und schaut dank solventer Leserschaft in der NRW-Landeshauptstadt und am Niederrhein ebenfalls fröhlich in die Zukunft. Am Freitag wurden die Verträge unterschrieben, mit der die RP die bis Mai von Holtzbrinck gehaltenen 52 Prozent an Saarbrücken übernimmt. Mit zusammen über 800 Millionen Euro Umsatz und über 750.000 Exemplaren Auflage täglich steigt sie damit in die Top Five der deutschen Regionalverlage auf auf.

Die erste Lehre aus dem Deal: Es ist nicht alles schlecht in Print-Landen, mit Zeitungen wird immer noch gutes Geld verdient. Und die zweite, noch wichtigere lautet: Man muss selbst mit dem Verkauf der Mehrheit nicht die Kontrolle hergeben. Das war vor allem für die SBZ wichtig, die als einst französisches, später saarländisches Staatseigentum eine Sonderrolle in der deutschen Pressegeschichte spielt – privatisiert wurde das Blatt erst in den 1970er Jahren.

Schon damals ging ein Anteilspaket an die Mitarbeiter (heute rund 16 Prozent) sowie an einen Zusammenschluss mehrerer Stiftungen (26 Prozent). Letztere hatten nach dem Holtzbrinck-Ausstieg zunächst die Mehrheit übernommen – und weil es sich um parteinahe Stiftungen von SPD bis FDP handelte, gab es in Restdeutschland hochgezogene Augenbrauen.

Nun werden die frei gewordenen 52 Anteilsprozente nach Düsseldorf weiterverkauft, für rund 200 Millionen Euro, wie unbestätigt am Rhein verlautet. Garniert ist das Ganze mit neuen Spielregeln: Der Konzernsitz an der Saar ist vertraglich genauso festgeschrieben wie die Vollredaktion für die SBZ. Dazu kommt ein neues De-facto-Veto der Stiftungen. Anders als in der Ära Holtzbrink können große Zu- und Verkäufe von den Gesellschaftern nur mit Dreiviertelmehrheit beschlossen werden.

Und selbst der interne Zeitplan wurde eingehalten: Am Dienstag wird der Deal auf einer schon vor Wochen angesetzten Betriebsversammlung in Saarbrücken auseinanderklamüsert.

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