Satirischer MieterInnenprotest: Spekulant wird „Ehrenbürger“

MieterInneninitiative vergibt Auszeichnung an umstrittenen Immobilienunternehmer Gijora Padovicz. Den haben Kritiker schon länger im Visier.

Auch bei der Liebig34 hat Padovicz seine Finger im Spiel: auf einer Demo im Herbst 2018 Foto: dpa

Einige PassantInnen staunten nicht schlecht über das merkwürdige Treiben am Olivaer Platz. Der Immobilienunternehmer Gijora Padovicz bekam in Wilmersdorf am Samstag Vormittag die Ehrenbürgerschaft von Berlin verliehen. Doch schnell stellte sich heraus, dass es sich bei der „Gala für Padovicz“ um eine humoristische Protestaktion der MieterInneninitiative aus den Padovicz-Häusern handelt.

Als Senator verkleidet hob der emeritierte Politologieprofessor und langjährige Bewegungsaktivist Peter Grottian in seiner Laudatio, die eher eine Schmährede war, die großen „Verdienste“ des neuen Ehrenbürgers, sein „gemeinnütziges“ Eintreten für exorbitante Mieterhöhungen, skandalösen Leerstand, für Zwangsräumungen und Luxussanierungen hervor.

Dafür wird Padovicz seit Jahren kritisiert. Seit Monaten werden die Beschwerden und Proteste der MieterInnen zusammengetragen und auf dem Blog Padowatch veröffentlicht. Dort wird auch das umfangreiche Firmengeflecht der Padovicz-Unternehmensgruppe akribisch aufgelistet. Die Initiative will damit exemplarisch aufzeigen, wie die renditeorientierte Immobilienwirtschaft mit Mie­terInneninteressen umgeht. Auch die Information, dass Padovicz die AfD durch Vermietung an deren Landesverband unterstützt, findet man dort.

Zu den Zielen der Padowatch-Initiative gehört die Organisierung der MieterInnen in den Häusern. Deswegen war im Anschluss an die Gala eine Bustour zu einigen Padovicz-Häusern geplant. Die Tour musste allerdings ausfallen, weil kein passender Bus gefunden werden konnte. Auch auf das Aufhängen eines Transparents an zentraler Stelle in Berlin, auf dem Padovicz anklagt wird, musste die Initiative verzichten. Keine der zuständigen Werbe-Firmen wollte den Auftrag annehmen.

Bald gute Geschäfte am Ostkreuz

Auch die akut räumungsbedrohte Liebigstraße 34 in Friedrichshain gehört Padovicz. UnterstützerInnen des queerfeministischen Hausprojekts forderten vor einigen Tagen mit einem Go-In in die Firmenzentrale die Verlängerung der Verträge.

Auf der Gala am Samstag versprach der Padovicz-Darsteller seine knapp 200 Häuser einer gemeinnützigen Stiftung zu übergeben. In der realen Welt gehört die Padovicz-Gruppe zu den Immobilienfirmen, die bei den geplanten Bebauungen rund um den Bahnhof Ostkreuz kräftig mitverdienen werden. Die Grundstücke hat sie sich schon lange gesichert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.