Schadstoffausstoß von Fahrzeugen: Diesel-Pkw dreckiger als Busse

Privatautos blasen bei Test in Norwegen mehr gefährliche Abgase in die Luft als Nutzfahrzeuge. Denn die werden strenger untersucht.

Unglaublich: Große Busse stoßen weniger Stickstoffoxide aus als kleine PKW. Foto: dpa

BERLIN taz | Ein Bus mit 50 Passagieren stößt weniger gesundheitsschädliches Stickoxid aus als ein kleiner Pkw für 4 Insassen. Das zeigt eine Studie des norwegischen Instituts für Verkehrswirtschaft im Auftrag der Regierung in Oslo. „Die Emissionen der von uns untersuchten Privatautos mit Dieselmotoren waren im Schnitt ungefähr drei Mal so hoch wie die der getesteten Stadtbusse und Lastwagen“, sagte Co-Autor Rolf Hagman am Donnerstag der taz.

Die geprüften sieben PkwModelle hätten 4 bis 20 Mal so hohe Stickoxid-Emissionen wie die für sie geltende Norm Euro 6 vorschreibt. Hagman wollte keine Marken nennen, nur so viel: „Wir haben die in Europa typischen Marken getestet, auch deutsche.“

Studien haben laut Weltgesundheitsorganisation gezeigt, dass bei Kindern mit Asthma Bronchitissymptome zunehmen, wenn sie lange Stickstoffdioxid einatmen. Auch Allergiker können Probleme bekommen, weil die Bronchien zusätzlich gereizt werden. Der Natur schaden Stickoxide vor allem, weil sie dazu beitragen, dass Böden zu stark gedüngt werden und so Tier- und Pflanzenarten aussterben.

Und sie wirken wie Treibhausgase. 2014 enthielt die Luft im Jahresschnitt laut Umweltbundesamt an 60 Prozent der deutschen Messstationen nahe Straßen mehr Stickstoffdioxid als erlaubt. In Ballungsgebieten kommen die meisten Stickoxide von Fahrzeugen.

Busse werden auf der Straße getestet, PKW nicht

„Es ist schon pervers, dass ein 40-Tonner sauberer ist als ein kleiner Diesel-Pkw“, sagte der Chemiker Axel Friedrich, der Umweltorganisationen berät. Lkw und Busse werden aber sauberer, seit die EU die Abgasnormen für diese Fahrzeuge verschärft hat – und seit die Emissionen unter realistischen Bedingungen auf der Straße und nicht nur nach einem praxisfremden Zyklus im Labor gemessen werden.

Die Pkw hatten bis zu 20-mal so hohe Stickoxid-­Emissionen wie erlaubt

Für Pkw hingegen verlangen die Behörden lediglich Tests auf einem Rollenprüfstand, bei denen zum Beispiel nie Geschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern pro Stunde simuliert werden.

Deshalb scheinen sich die Hersteller bei Lkw mehr Mühe zu geben. Dort würden sie vor allem mithilfe von SCR-Katalysatoren die Abgase reinigen, schreiben die norwegischen Forscher, die nach eigenen Angaben 12 Busse und Lastwagen sowie die Pkw in einem anspruchsvollen Zyklus im Labor untersucht haben. Die Testergebnisse zeigten, dass es technisch möglich sei, auch die Abgase von Pkw zu reduzieren. Aber das kostet eben etwas mehr.

Der Verband der Automobilindustrie in Deutschland erklärte zu der Untersuchung, Pkw der neuen Abgasnorm seien sauberer als die der alten.

VW: 3 Millionen Autos brauchen neue Motortechnik

Der VW-Konzern schließt eine mögliche Ausweitung des Abgas-Skandals auf Teile seiner jüngeren Dieselmotoren-Generation EA 288 aus. „Nach gründlicher Prüfung herrscht nun Klarheit, dass auch in Fahrzeugen mit EA 288 nach EU5 keine Software verbaut ist, die eine unzulässige Abschalteinrichtung im Sinne der Gesetzgebung darstellt“, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg mit.

Zuvor hatte stundenlang Unsicherheit geherrscht, ob auch eine jüngere Dieselmotoren-Variante in den Strudel der Rückrufe geraten könnte. Anfangs hatte nur der Motor EA 189 im Fokus der Rückrufe gestanden – ein älterer Diesel, der nur bis zur Abgasnorm Euro 5 reicht.

Bei drei Millionen Motoren muss VW neben der Software auch die Motortechnik erneuern. Diese Zahl an 1,6-Liter-Motoren sei von dem Rückruf betroffen.

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