Schalkes schlechtgelaunter Star Raúl: Grimmiger Großverdiener

Trotz eines Traumtors gegen Köln mag sich Raúl mit seiner neuen Rolle im Mittelfeld nicht anfreunden. Auch Trainer Ralf Rangnick bekennt sich nicht zu seinem Stürmer.

Kein Vertrauensverhältnis: Trainer Rangnick und Raúl (ohne Logo). Bild: dapd

GELSENKIRCHEN taz | Mürrisch verließ er das Stadion. Raúl hätte sich feiern lassen können nach seinem Tor, von dem die Zuschauer noch lange schwärmen werden. Mit einem Heber hatte Schalkes Spanier in der 59. Minute zum 4:1 (59.) getroffen und sorgte damit für die schönste Szene des Spiels gegen den 1. FC Köln, das Schalke 04 letztlich mit 5:1 gewann.

Raúl wirkte genervt, erfüllte nur ein paar wenige Autogrammwünsche und bemühte sich auch nicht, mit Stiften winkenden Kindern gegenüber seine schlechte Laune zu verbergen.

Warum nur wirkte er so frustriert? Raúl spielte offensiver als zuletzt beim 0:3 in Stuttgart, wirkte in den entscheidenden Szenen dynamischer und beendete damit zunächst die Diskussionen um seine Rollenfindung. Gegen die Pläne seines Trainers Ralf Rangnick, der Raúl eher im zentralen Mittelfeld sieht, soll sich der Stürmer seit Wochen sträuben. Ein südamerikanischer Journalist will das von Raúl auch persönlich erfahren haben. Ansonsten schweigt der 33-Jährige. Auch nach dem Spiel gegen Köln sagte er nichts.

Eigentlich wollte er nur bis zum Saisonstart nichts sagen, aber er schweigt weiter. So wird das Bild eines grimmigen Stars geschärft, der zuvor schon den Termin für ein Mannschaftsfoto mit Fans sausen ließ, eine Wahl in den Mannschaftsrat mit dem Hinweis auf seine mangelnden Deutschkenntnisse ablehnte.

Treffen mit Malaga-Vertretern

Zudem erschien in einer spanischen Sportzeitung ein Foto von Raúl, das ihn bei einem Treffen mit Vertretern des FC Malaga zeigt, bei dem dank eines Scheichs aus Katar Geld nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Für alles mag es plausible Erklärungen geben, doch aus der Welt schaffen sie die Gerüchte um das distanzierte Verhältnis zwischen Rangnick und dem Publikumsliebling nicht. Der Trainer meidet ein klares Bekenntnis zu Raúl, wie es Magath oft abgab.

Raúls Vertrag ist noch für diese Saison gültig. Er soll mindestens sechs Millionen Euro im Jahr kassieren, was eine Verlängerung in Zeiten der Konsolidierung schwierig gestaltet. Den Fußballlehrer Rangnick interessieren aber zunächst die sportlichen Leistungen, und die sind neuerdings detailliert für ein breites Publikum auf bundesliga.de abzulesen.

Beim 0:3 in Stuttgart zog Raúl nur fünfmal einen Sprint an, seine Topgeschwindigkeit lag deutlich unter 27 Stundenkilometern. Gegen Köln sprintete er 13-mal und beschleunigte einmal auf 28 km/h. Ob diese Zahlen Rangnick beeindrucken können? Für den scheint Raúl von gestern zu sein. Vor dem Spiel hatte er gesagt: "Er ist ein wichtiger Spieler. Aber der Fußball hat sich entwickelt in den vergangenen Jahren, das haben wir zuletzt beim Länderspiel gesehen. Es spielen elf."

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