Schießerei in San Bernardino: FBI ermittelt wegen IS-Kontakten

Die mutmaßlichen Angreifer bei der Schießerei in Kalifornien hatten vorher Kontakt zum IS. Die Behörden sprechen nun von Terrorismus.

Zaun, davor Kerzen und Blumen

Opfergedenken vor dem Ort der Schießerei. Foto: reuters

NEW YORK taz | Der IS-Terrorismus scheint in den USA angekommen zu sein: Das Pärchen, das bei einer betrieblichen Weihnachtsfeier in San Bernardino 14 Menschen erschossen und 21 verletzt hat und Stunden später bei einer Schiesserei mit der Polizei selbst ums Leben kam, soll am Tag des Massakers per Facebook ein „Treueversprechen“ an den Chef des „Islamischen Staats“ (IS) geschickt haben. Am Freitag hat das FBI, das am Vortag noch unentschlossen über sein Vorgehen war, Terrorismusermittlungen eingeleitet.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Washington sprachen Justizministerin Loretta Lynch und FBI-Chef James Comey am Freitag von den „Killern“ sowie ihrer „Radikalisierung“ und ihrer „Inspiration“ durch den IS. Comey erklärte, dass es unklar sei, ob Syed F. und Tashfeen M. in Absprache mit dem IS oder im Alleingang gehandelt haben. „Wir wissen nicht, ob die Killer Teil eines Netzwerkes oder einer Zelle gewesen sind“, sagte Comey 48 Stunden nach der tödlichsten Massenschiesserei in den USA der vergangenen drei Jahre: „Vieles macht keinen Sinn“.

Die Ermittlungen konzentrieren sich nach seinen Angaben auf die elektronischen Spuren der Killer. Die Tatverdächtigen hätten versucht diese zu vernichten. So soll Tashfeen M. ihren Treueschwur an Abu Bakr Al-Baghdadi, den Führer des „Kalifats“, von einer Facebookadresse abgesetzt haben, die nicht unter ihrem Namen lief. Die Ermittler sprechen auch von zwei zerstörten Handys, die in einer Mülltonne in den Redlands bei San Bernardino, wo das Pärchen lebte, gefunden worden seien. Bislang ist nicht bekannt, ob die beiden etwas Schriftliches hinterlassen haben.

Inzwischen zeichnet sich klarer ab, dass der Mann, der am Mittwoch das Feuer auf seine Kollegen bei der Weihnachtsfeier eröffnet hat, der in den USA geborene Syed war. Seine Ehefrau, die in Pakistan zur Welt gekommen und in Saudiarabien aufgewachsen war und die er dort vor zwei Jahren geheiratet hatte, bevor sie im vergangenen Jahr in die USA kam, war dabei.

Von der zierlichen Frau (sie soll weniger als 45 Kilogramm gewogen haben), gab es bis Freitag nicht einmal ein Foto. Angehörige berichten, dass sie „sanft und konservativ“ gewesen sei. Ihr Schwager, der Mann von Syeds Schwester, hat sie nie ohne Schleier gesehen. Syeds Schwester beschreibt das Pärchen als „schüchtern“.

Zahlreiche offene Fragen

Zahlreiche Fragen sind weiter unbeantwortet. So ist unklar, was die Schiesserei nach einigen Minuten zu Ende brachte und weshalb das Paar aus dem Sozialzentrum flüchtete; zu welchem Zweck die beiden in ihrer Wohnung in den Redlands ein riesiges Waffenarsenal (inklusive Sprengstoff) angelegt hatten; und wann und wie sie radikal geworden sind. Nach Angaben der Ermittler ist auch offen, wer von den beiden den anderen radikalisiert hat.

Der Lebensmittelingenieur Syed war in den vergangenen Jahren zwei Mal kurz in Saudiarabein. Einmal zur Hadsch, also zum Besuch von Mekka, und ein zweites Mal, um dort seine Verlobte abzuholen. Tashfeen soll Ende des vergangenen Jahrzehntes von Saudiarabien einige Jahre zurück in ihr Geburtsland Pakistan gegangen sein, um an der Universität in Multan Pharmazie zu studieren. Sie sei eine „brillante Studentin“ gewesen, verlautet aus Pakistan. Beide jungen Leute waren weder der Polizei in Pakistan, noch der in Saudi-Arabien oder den USA aufgefallen. In San Bernardino blieb die junge Frau mit ihrem Baby zuhause.

Das Paar lebte mit der sechs Monate alten Tochter und der Mutter von Syed in San Bernardino zusammen. In der Familie will niemand etwas von den Absichten der beiden geahnt haben. Ein Anwalt der Familie sprach am Freitag von einer Aktion wie bei „Bonnie und Clyde oder so ähnlich“. Jenes Pärchen war in der Großen Depression raubend und mordend durch die USA gezogen.

Auf der Pressekonferenz am Freitag warnte FBI-Chef Comey seine Landsleute davor, Angst zu entwickeln. Stattdessen forderte er sie auf, sorgfältig zu beobachten. Und die Behörden zu informieren, sobald ihnen irgend etwas ungewöhnliches auffällt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.