Schlechtes Geschäft mit Rohstoffen: Sturzflug der Ölmultis

BP macht 2015 Verlust, Exxon deutlich weniger Gewinn. Die Konzerne jammern, es liege am niedrigen Ölpreis – doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Ein Mann mit Schutzhelm steht an einer technischen Anlage

Auch in Kasachstan ist der niedrige Ölpreis Grund zur Sorge. Foto: reuters

BERLIN taz | Dass der britische Ölkonzern BP momentan nicht sonderlich profitabel ist, war hinlänglich bekannt. Aber die Zahlen, die er am gestrigen Dienstag vorlegte, waren dann doch „furchtbar“, wie es ein Kommentator des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg ausdrückte.

Satte 6,4 Milliarden Dollar Verlust machte der Konzern 2015, laut Medienberichten der schlimmste Wert seit 30 Jahren. Das liege hauptsächlich am niedrigen Ölpreis, teilte BP mit, was allerdings nur die halbe Wahrheit ist. Den Konzern drücken die Kosten für die Ölkatastrophe der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010. 11,7 Milliarden US-Dollar Verluste verbuchte das Unternehmen deshalb im vergangenen Jahr.

Ohne die fälligen Entschädigungen und andere Kosten für den Konzernumbau läge der Gewinn bei 5,9 Milliarden US-Dollar. Hier macht sich tatsächlich der niedrige Ölpreis bemerkbar: Vor zwei Jahren waren es noch rund viermal so viel.

Auch der US-amerikanische Ölkonzern Exxon legte am Dienstag Jahreszahlen vor – und auch er jammert: 2015 gab es nur einen Gewinn von 16,2 Milliarden Dollar, bei einem Umsatz von rund einer halben Billion. Doch bei beiden Unternehmen zeigt sich ein Effekt, der den vermeintlich schmerzhaften, niedrigeren Gewinn relativiert: Während die Gewinne aus der Förderung von Öl und Gas sinken, steigen die aus dem Verkauf der daraus resultierenden Produkte – etwa Benzin oder Grundstoffe für die chemische Industrie. Der Effekt lässt sich auch bei anderen Konzernen der Branche beobachten: An der Tankstelle stimmt der Profit nach wie vor.

Am wenigsten haben die niedrigen Gewinne mit Klimaschutz zu tun

Bei einem Blick in die Bilanzen deutet sich auch an, warum die Phase des niedrigen Ölpreises mittelfristig zu Ende sein dürfte – viele Analysten erwarten bereits in diesem Jahr einen Anstieg von derzeit rund 30 Dollar pro Barrel auf mindestens 50 Dollar. Zumindest die privatwirtschaftlichen Konzerne aus Europa und den USA investieren deutlich weniger in die Exploration neuer Ölfelder. Exxon etwa kürzt hier die Ausgaben um 3 Milliarden Dollar.

Besonders das Geschäft in den USA lohnt sich kaum noch. Während noch vor zwei Jahren alle Welt von einer Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten schrieb, weil dort immer mehr Öl- und Gas gefrackt wird, macht Exxon mittlerweile eine satte Milliarde Dollar Verlust mit dem Geschäft. Das schlägt bis auf die US-Wirtschaft durch. Deren Produktion sinkt derzeit nämlich, wegen der kollabierenden Öl- und Gasförderung. Rechnet man die dagegen raus, legt die US-Industrie zu, wie die US-Bank Morgan Stanely ausgerechnet hat.

Am wenigsten haben die niedrigeren Gewinne der Ölindustrie mit Klimaschutz zu tun. Der globale Ölkonsum lag 2015 auf einem historischen Rekordhoch. Und zumindest Exxon zeigt sich von allen politischen Bemühungen, das zu ändern, unbeeindruckt. Der Ölverbrauch werde bis 2040 im Schnitt um 0,7 Prozent im Jahr wachsen, schrieb der Konzern in seiner jüngsten Zukunftsprognose. Seine Ölvorräte gedenkt er komplett zu fördern.

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