„Schwarze Liste“ bei Fußball-WM: Seppelt darf nun doch nach Russland

Der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt soll nun doch ein Visum zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland bekommen. Die dortige Justiz will ihn vernehmen.

Journalist Hajo Seppelt lächelt

Hajo Seppelt recherchiert seit vielen Jahren zu Doping im deutschen und weltweiten Spitzensport Foto: dpa

BERLIN dpa | Die russische Regierung hat das Einreiseverbot für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt zur Fußball-Weltmeisterschaft aufgehoben. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag auf Twitter mit. Unklar ist aber offenbar noch, ob Seppelt aus Russland über die WM berichten darf. Maas sprach nur von einem „Zwischenerfolg“. Die russische Seite habe mitgeteilt, „dass @hajoseppelt zumindest zur WM einreisen darf. Setzen wir uns weiter für freie Berichterstattung ein“, schrieb er. Zuvor hatte stern.de darüber berichtet, dass Seppelt nun doch ein Visum bekommen soll.

Die russische Justiz kündigte an, dass sie Seppelt vernehmen wolle, falls dieser zur Fußball-WM nach Russland kommt. Hintergrund seien die laufenden russischen Ermittlungen gegen den Doping-Kronzeugen Grigori Rodschenkow, sagte die Sprecherin des Staatlichen Ermittlungskomitees am Dienstag in Moskau. Russland habe Deutschland um Rechtshilfe ersucht, um Seppelt zu dessen Enthüllungen über angebliches Doping befragen zu können. Die deutsche Seite habe immer darauf verwiesen, dass der Journalist von seinem Recht auf Zeugnisverweigerung Gebrauch mache. „Sollte Seppelt jetzt das Gebiet der Russischen Föderation betreten, wird das Staatliche Ermittlungskomitee erneut Mittel ergreifen, um ihn zu befragen“, sagte Sprecherin Swetlana Petrenko der Agentur Interfax zufolge.

Die ARD hatte am Freitag mitgeteilt, dass das vom SWR für Seppelt beantragte Visum für die Titelkämpfe vom 14. Juni bis 15. Juli für ungültig erklärt worden sei. Der Journalist stehe auf einer Liste der in Russland „unerwünschten Personen“ und könne daher nicht in die Russische Föderation einreisen. Nähere Angaben zu den Hintergründen seien nicht gemacht worden, teilte der Sender mit.

Die Bundesregierung hatte die russische Entscheidung am Montag scharf kritisiert. „Wir halten diese Maßnahme der russischen Behörden, Herrn Seppelt das Visum für ungültig zu erklären, für falsch“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die freie Berichterstattung über eines der größten Sportereignisse weltweit müsse gewährleistet werden. „Wir sind der Überzeugung, es stünde Russland als Gastgeber schlecht an, wenn es so offensichtlich die Presse- und Meinungsfreiheit vor den Augen der Welt beschnitte.“ Hajo Seppelt recherchiert seit vielen Jahren zu Doping im deutschen und weltweiten Spitzensport.

Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft an diesem Freitag den russischen Präsidenten Wladimir Putin in dessen Sommerresidenz in Sotschi am Schwarzen Meer.

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