Snapchat mit zwei Timelines: Neue Life-News-Balance

Bei Snapchat sind jetzt alle persönlichen Beiträge von den nachrichtlichen getrennt. Wenn das Erfolg hat, könnten andere Plattformen nachziehen.

Foto von einem Smartphone mit dem Logo von Snapchat

Vielleicht kommen sie jetzt, die Erwachsenen Foto: Imago/Thomas Trutschel/photothek

Es sei interessantes Experiment gewesen – die Vermischung von Persönlichem und Nachrichten in den sozialen Netzwerken – doch die Folgen seien zu fatal: Performance-Zwang und Fake News, schreibt Snapchat. Deshalb hat die Plattform jetzt umgebaut.

Von nun an gibt es zwei unterschiedliche Nachrichtenfeeds: einer für persönliche Kontakte und einer, in dem Inhalte von Medien einlaufen. Oder wie es das Unternehmen selbst schreibt: „The new Snapchat separates the social from the media“ – Snapchat trennt das Soziale von den Medien.

Snapchat möchte persönlicher werden und womöglich nebenbei die großen Baustellen abräumen (Falschnachrichten, die Präsidenten küren können). Das klingt groß und pathetisch. Dahinter steht aber erstmal der Versuch, neue Nutzer*innen anzuwerben. Denn Snapchat hat ein Problem: Es ist ein bisschen zu kompliziert. Zumindest für Erwachsene.

Die Eltern sind noch nicht da

Snapchat, das ist die App, mit der man sich Fotos und Videos schicken kann, die direkt danach oder innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Snapchat stieg zum dem am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerk auf. Mehr als 200 Millionen Menschen benutzen die App, um sich Fotos und kurze Videos zu senden. Doch die Nutzer*innenzahlen stagnieren. Anders als bei Facebook ist die Eltern-Gerneration noch nicht eingelaufen.

Das soll sich jetzt ändern. Die Trennung der beiden Feeds führt auch zu einer einfacheren Handhabung. Wenn man nun die Snapchat-App öffnet, gibt es drei verschiedene Ansichten: Die Kamera, links davon der Feed mit den persönlichen Kontakten, rechts davon die Inhalte von Nachrichtenmedien. Diese müssen von Snapchat genehmigt werden. Wer auf der Nachrichtenseite von Snapchat veröffentlichen will, muss sich an die Richtlinien des Unternehmens halten.

„Snapchat Discover“ heißt dieser Dienst, den die Plattform seit 2015 für Medienhäuser anbietet. Seit einem guten halben Jahr sind auch deutsche darunter: Spiegel Online, Bild, Vice und Sky. Bunte hat angekündigt, auch künftig auf Snapchat zu veröffentlichen. Die Medien, die bereits mitmachen, zeigen sich sehr zufrieden. Denn auf Snapchat erreichen sie zwischen zwei und drei Millionen User*innen, die zum Großteil unter 25 Jahre alt und weiblich sind. Genau die Zielgruppe, die auf klassischem Weg nicht erreicht wird.

Testlauf gescheitert

Wenn das neue Design von Snapchat also erfolgreich ist, könnten andere soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram nachziehen. Denn im Ringen um neue Nutzer*innen übernehmen die Konkurrenten gerne die Feautures der anderen. Twitter hat die 140-Zeichen-Grenze fallengelassen, Instagram und Facebook haben von Snapchat schon die Stories geklaut. In der Konkurrenz um Nutzer*innen und Verweildauer gleichen sich die sozialen Netzwerke immer weiter an.

Tatsächlich hat Facebook schon einen Probelauf für zwei getrennte Timelines durchgeführt. In sechs Ländern (Sri Lanka, Bolivien, Slowakei, Serbien, Guatemala und Kambodscha) liefen die Nachrichten von Medien nicht in den regulären News Feed, sondern in einen eigenen Explore Feed. Das Resultat: Die Zugriffszahlen sanken bis zu 80 Prozent. Adam Mosseri, News Feed Manager von Facebook, schrieb, dass das Unternehmen nicht vorhabe, diesen Test fortzuführen.

Das bedeutet jedoch noch nicht zwangsläufig das Ende der Idee, denn der Explore Feed war im Testlauf nicht besonders prominent platziert. Wenn es bei Snapchat gut läuft, könnte die nächste Reform bei Facebook trotzdem anstehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.