Sotschi 2014 – der zwölfte Abend: Trauern verboten

Sergej Bubka wollte sein Mitgefühl zeigen. Das IOC untersagt jedoch den ukrainischen AthletInnen das Tragen eines Trauerflors.

Natalia Popova aus der Ukraine im Eiskunstlauf Kurzprogramm. Schwarz, ohne Trauerflor. Bild: ap

Der Wettkampf des Abends: In der Biathlon Mixed-Staffel, die zum ersten Mal bei Olympia ausgetragen wurde, gab es nur eine kleine Überraschung. Auf dem dritten Platz landete die italienische Staffel in einem sehr konzentrierten und nie gefährdeten Rennverlauf. Klar und unangefochten war der Sieg der NorwegerInnen und ebenso der zweite Platz der bisher schon recht erfolgreichen TschechInnen.

Die deutsche Staffel konnte sich nach einem mäßigen Dameneinsatz kontinuierlich steigern. Mehr als der bekannte vierte Platz war aber nicht mehr drin. Bemerkenswert: Jetzt stehen bei Ole Einar Bjoerndalen, Emile Hegle Svendsen und Martin Fourcade je zwei Goldmedaillen zu Buche. Da wird es spannend, wer in der Staffel der Männer jetzt noch einmal die Nase vorn hat. Frankreich und Norwegen gelten als gleichberechtigte Favoriten. Bjoerndalen führt aber jetzt mit acht Goldmedaillen allein die Bestenliste der Olympiasieger an. (GB)

Die AthletInnen des Abends: Die ukrainischen. Nach den Straßenschlachten mit Toten in Kiew hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) ukrainischen AthletInnen in Sotschi das Tragen eines Trauerflors untersagt. Ein entsprechender Antrag des ukrainischen NOK-Chefs Sergej Bubka sei mit Hinweis auf geltende Regeln vom IOC abgelehnt worden, teilte das Nationale Olympische Komitee (NOK) der Ukraine am Mittwoch in Kiew mit. Der einstige Stabhochspringer Bubka wollte mit dem Zeichen das Mitgefühl der SportlerInnen zum Ausdruck bringen. 43 ukrainische AthletInnen sind in Sotschi am Start. (mit dpa)

Das Drama des Abends: Beklommen still war es in den letzten Minuten in der Bolschoi-Eisarena in Sotschi. Da versuchten die Russen verzweifelt, die Blamage doch noch abzuwenden. Das Eishockey-Viertelfinale gegen Finnland sollte ja nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur eingeplanten Goldmedaille sein. Seit über einer halben Stunde schon versuchten die Russen vergeblich, den überragenden Torhüter der Finnen Tuukka Rask zu überwinden.

Anfangs lief ja alles nach Plan, die Russen gingen mit 1:0 in Führung, umjubelt. Am Ende hörte man in der Eishalle nur das Klacken der Schläger beim Kampf um den Puk. Erst in den Schlusssekunden erwachten einige Anhänger der Sbornaja aus ihrer Schockstarre und pfiffen sogar aus Enttäuschung ihr Team aus. Das 3:1, das Mikael Granlund bereits in der 26. Minute erzielte, war dann auch das Endergebnis.

Die Finnen werden nun statt der Russen am Freitag gegen die Schweden um den Einzug ins Finale spielen. Schon in der Vorrunde hatte der Gastgeber sich gegen mittelmäßig verteidigende Teams wie Slowenien und die Slowakei sehr schwergetan. Nach dem begeisterten, gleichwohl verlorenen Kampf gegen die USA hat man all das nicht so ernst genommen. Gegen Finnland zeigte sich aber, dass die fraglos herausragenden russischen Individualisten auch im entscheidenden Moment es nicht verstehen, als Kollektiv zu überzeugen. Wie bereits in Vancouver schied Russland im Viertelfinale aus. Schlechter hat die Sbornaja in der olympischen Geschichte noch nie abgeschnitten. Das dürfte mächtig auf die Stimmung in Sotschi drücken. (JOK)

Weitere Entscheidungen (Medaillen):

Bob, Zweierbob, Frauen, 3./4. Lauf:

Gold: Kaillie Humphries/Heather Moyse (Kanada)

Silber: Elana Meyers/Lauryn Williams (USA)

Bronze: Jamie Greubel/Aja Evans (USA)

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Langlauf, 6 x 1,8 km Team-Sprint (klassisch), Herren:

Gold: Iivo Niskanen/Sami Jauhojärvi (Finnland) 23:14,89 Min.

Silber: Maxim Wylegschanin/Nikita Krjukow (Russland) + 0,97 Sek.

Bronze: Emil Jönsson/Teodor Peterson (Schweden) + 15,12

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Langlauf, 6 x 1,25 km, Team-Sprint (klassisch), Damen:

Gold: Ingvild Flugstad Østberg/Marit Bjørgen (Norwegen) 16:04,05 Min.

Silber: Aino-Kaisa Saarinen/Kerttu Niskanen (Finnland) + 9,09 Sek.

Bronze: Ida Ingemarsdotter/Stina Nilsson (Schweden) + 19,77

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Eisschnelllauf, 5000 m, Frauen: Das war es dann für Claudia Pechstein. Mit einem fünften Rang über ihre Paradedisziplin, die 5000 Meter, verabschiedet sich die in die Tage gekommene Mätresse des deutschen Eisschnelllaufs von den Spielen in Sotschi. Nicht chancenlos aber am Schluss einfach nicht kraftvoll genug glitt sie, erhaben wie eine altertümliche spanische Galeone, über das häufig kritisierte Eis der Adlerarena.

Jubeln konnte am Schluss die Tschechin Martina Sablikova, die bereits 2010 in Vancouver Gold über 5000 Meter gewann. Auch die zweit- und drittplatzierten Nierderländerinnen Ireen Wüst und Carien Kleibeuker waren mit dem Ausgang des Wettkampf sichtlich zufrieden. Wüst, die schon Gold über die 3000 Meter holte, konnte im direkten Duell mit Sablikova das hohe Tempo der Tschechin nicht über die volle Distanz halten. Diese lächelte nach ihrem Lauf sehr erschöpft, aber glücklich, in die Kamera. (MAT)

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Weitere Wettkämpfe:

Eishockey, Männer – Viertelfinale:

Schweden - Slowenien 5:0 (1:0,0:0,4:0)

USA - Tschechien 5:2 (3:1, 1:0, 1:1)

Kanada - Lettland 2:1 (1:1, 0:0, 1:0)

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Eiskunstlauf, Frauen – Kurzprogramm:

1. Kim Yuna (Südkorea) 74.92 Punkte; 2. Adelina Sotnikova (Russland) 74.64 Pkt.; 3. Carolina Kostner (Italien) 74.12; 4. Gracie Gold (USA) 68.63; 5. Yulia Lipnitskaya (Russland) 65.23; 6. Ashley Wagner (USA) 65.21; 7. Polina Edmunds (USA) 61.04; 8. Akiko Suzuki (Japan) 60.97; 9. Mae Berenice Meite (Frankreich) 58.63; 10. Nathalie Weinzierl Deutschland) 57.63

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Curling, Männer – Halbfinale:

Schweden - Großbritannien 5:6

Kanada - China 10:6

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Proteste an der Strecke: Die deutsche Mannschaft legt Protest gegen die Wertung des Team-Sprints der Langläufer ein, in dem das Duo Hannes Dotzler und Tim Tscharnke nach einem Sturz kurz vor dem Ziel Platz sieben belegt hatte. Auf Medaillenkurs liegend fühlte sich Tscharnke vor der Zielgerade von dem Finnen Sami Jauhojärvi behindert.

„Ich war in der Spur für den Zieleinlauf, er kam aus den Spuren für den Durchlauf. Ich konnte daher nicht ausweichen“, schilderte der 24-Jährige aus Biberau die Szene. Die Jury wollte sich umgehend mit dem deutschen Einspruch beschäftigen. (dpa)

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