Streit um DVD-Format: Warner macht Blu-Ray zum Sieger

Auf der CES-Messe könnte sich das Schicksal der hochauflösenden Videoscheiben entscheiden. Kunden mit Mehrsystem-Abspielern kann das aber eigentlich längst egal sein.

Kaum auf dem Markt und schon ein Auslaufmodell: HD-DVD. Bild: dpa

Für Toshiba, den Gralshüter der HD-DVD, war es ein schwerer Schlag: Das Filmstudio Warner Brothers, zuvor fest an der Seite der hochauflösenden Silberscheibe, entschied sich kurz vor der wichtigen Messe CES in Las Vegas, künftig nur noch auf das Konkurrenzformat Blu-ray von Sony zu setzen. Der Grund: Blu-ray habe sich bei den Verkaufszahlen inzwischen als Sieger erwiesen, man wolle daher ganz umschwenken. Damit könnte der Streit um die neue DVD für moderne Flachbildfernseher mit mehr Speicherkapazitäten zu Gunsten von Blu-Ray entschieden worden sein.

"Das ist eine strategische Entscheidung, die wir langfristig sehen. Wir wollen den Kunden geben, was sie wollen. Wenn das Format-Wirrwarr anhält, schließt sich das Fenster für die hochauflösende DVD", hieß es aus dem Management des Medienkonzerns. Zuvor war Warner der einzige große Hollywood-Anbieter gewesen, der seine Filme sowohl auf HD-DVD als auf Blu-ray herausbrachte. Dies soll nun ab Juni nicht mehr der Fall sein. Damit unterstützen MGM, Disney, Sony Pictures, 20th Century Fox und nun auch Warner die Blu-ray-Scheibe exklusiv; HD-DVD bleiben noch die Studios Universal, Paramount und Dreamworks vorbehalten.

Das HD-DVD-Konsortium unter Leitung von Toshiba reagierte prompt und sagte eine angekündigte Großpräsentation auf der Elektronikmesse ab. Bereits bedruckte Werbemittel gingen am Wochenende unters früher angereiste Fachbesuchervolk, anstatt sie ab Montag an die 140.000 regulären CES-Gäste zu verteilen, die in den nächsten Tagen erwartet werden. Dennoch betonte Toshiba vor der Presse, die HD-DVD sei "keineswegs tot". Man habe im letzten Jahr allein eine Million HD-DVD-Abspieler in Nordamerika absetzen können.

Die Verkaufszahlen bei den bespielten Scheiben sehen allerdings anders aus. So soll der Anteil im Durchschnitt bei 65 zu 35 Prozent für Blu-ray liegen, berichten Marktforscher. Selbst im Monat Dezember, als der lange erwartete Exklusivtitel "Bourne Ultimatum" für HD-DVD erschien, verschoben sich die Marktanteil nur leicht zugunsten des Toshiba-Formats - Blu-ray blieb insgesamt vorn. Auch eine Verbilligung der HD-DVD-Abspielgeräte, die zum Weihnachtsgeschäft eingeleitet wurde, half offenbar nur wenig.

Der HD-DVD kontra Blu-ray-Zwist spielt sich derweil nicht nur im Kinobereich ab, sondern auch in der Videospielewelt. So unterstützt Microsoft mit seiner Xbox 360 über ein 150 Euro teures Zusatzlaufwerk seit längerem HD-DVD, während Sony Blu-ray gleich in seine Playstation 3-Konsole eingebaut hat. Bei der Bildqualität liegt Blu-ray technisch vorn, doch sagen Fachleute, dass dies bei aktuellen Produktionen kaum sichtbar sei.

Der Streit, der viele an den Kampf zwischen Betamax und VHS in den Achtzigerjahren erinnert, könnte durch neue Technologien entschärft werden. Auf der CES werden Abspielgeräte erwartet, die zu günstigen Preisen von rund 500 Dollar sowohl Blu-ray als auch HD-DVD schlucken und abspielen. Wer einen PC besitzt, kann seit einigen Wochen bereits kostengünstig beide Formate nutzen: Der Hersteller LG bietet zwei Laufwerke guter Qualität ab 250 Euro an, das Top-Modell kann Blu-ray-Scheiben sogar brennen.

Am störendsten dürfte also ein Ende der HD-DVD für diejenigen sein, die viel Geld in HD-DVD-Hardware investiert haben; die Scheiben selbst dürften mit etwas Glück auf Jahre hinaus ähnlich einfach abspielbar bleiben, wie dies heute CDs in DVD-Playern sind. Doch noch ist die Schlacht nicht entschieden: Toshiba kündigte an, mit einer Gegenstrategie aufzuwarten. Wie die aussehen wird, ist noch unklar - ohne Unterstützung der großen Studios kommt das Format nicht voran. Doch noch hat man ja Universal, Paramount und Dreamworks hinter sich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.