Streit um Öko-Label: Nachhaltige Muscheln – geht das?

Umweltverbände sind im Clinch mit dem Siegel MSC: Sie kritisieren, dass die Fischerei im niedersächsischen Wattenmeer als „öko“ zertifiziert wird.

Einige finden sie lecker, ob sie auch nachhaltig sind, ist umstritten: Miesmuscheln im Zungentest Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Umweltverbände Nabu und WWF haben die Auszeichnung der niedersächsischen Miesmuschelfischerei mit dem anerkannten Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) für nachhaltige Fischerei kritisiert. Weder die ökologischen Nachteile der Fischerei noch der Schutz des Nationalparks Wattenmeer werde berücksichtigt.

Der MSC wies darauf hin, dass er ihr Siegel nur für eine nachhaltige Nutzung von Beständen vergebe. Dem Ökosystem dürfe kein signifikanter Schaden zugefügt werden. Das Siegel bietet eine Orientierung für Verbraucher, die sicher gehen wollen, dass mit ihrem Konsum nicht die Meere leer gefischt werden.

Auch Nabu und WWF räumen ein: „Der MSC ist die weltweit glaubwürdigste Umweltzertifizierung für Meeresfischereien.“ Gerade weil der MSC versuche, über den Konsum Druck zu machen, müsse er mit seinen Anforderungen über die staatlichen Regelungen hinausgehen. Die beiden Umweltverbände kritisieren, dass die Fischer mit Grundschleppnetzen die Muschelbänke kahl rasieren, um Saatmuscheln zu gewinnen, aus denen ihr Fang entsteht. Damit gingen Begleitarten verloren, neue Muschelbänke könnten nicht mehr entstehen.

Das Verschwinden der Miesmuschelbänke im trockenfallenden Watt bedrohe die Bestände des Austernfischers – des Wappenvogels des Hamburgischen Teils des Wattenmeeres. Zumindest brächten viele Wissenschaftler die schrumpfende Zahl der Vögel mit der Muschelfischerei in Verbindung.

Bestände in den letzten Jahren gewachsen

Sollten die Fischer Saatmuscheln aus dem niederländischen Wattenmeer importieren, drohten außerdem gebietsfremde Arten eingeschleppt zu werden. Mit der Pazifischen Auster ist das schon passiert.

Der MSC verweist darauf, dass der Muschelbestand in den letzten Jahren gewachsen sei. Knapp ein Drittel der stabilen Muschelbänke seien für die Fischer gesperrt, vom Rest nutzten die Fischer pro Jahr eine oder zwei, ohne sie komplett abzufischen. Derzeit importierten die Fischer keine Muscheln aus den Niederlanden. Ein Import müsste behördlich genehmigt werden.

Den Vorschlag von WWF und Nabu, wie in den Niederlanden nur außerhalb des Nationalparks zu fischen, weist die Niedersächsische Muschelfischer-Gesellschaft zurück. „In Wilhelmshaven wird Sole eingeleitet, es gibt den Jade-Weser-Port und haufenweise Kabeltrassen“, sagt Geschäftsführerin Manuela Gubernator. „Und dazwischen sollen wir uns mit unseren Netzen bewegen?“ In den Niederlanden sei eben nicht das ganze Wattenmeer Nationalpark.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.