Studie zur Ökonomie der Privatsphäre: Tausche Daten gegen Ersparnis

Ist Online-Kunden ihre Privatsphäre etwas wert? In einem Experiment zu Kinokarten haben Forscher den Umgang der Nutzer mit ihren Daten untersucht.

Ist der gläserne Bürger wirklich so glasklar? Bild: reuters

BERLIN taz | Das Internet ist kostenlos. Eben nicht – sei es das Schreiben und Lesen von E-Mails oder das Nutzen von sozialen Netzwerken wie Facebook. Auch wenn die meisten Angebote den Nutzer zwar kein Geld kosten, so zahlen sie doch bereitwillig mit ihren Daten. Was diese Daten den Nutzern wert sind, hat nun das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bei einem Laborexperiment untersucht. Das Ergebnis: Eine datenschutzfreundlichere Firma kann, auch wenn sie 50 Cent teuerer ist als ihr Konkurrent, immer noch einen signifikanten Marktanteil von 30 Prozent halten.

An dem Experiment nahmen 443 Probanden teil, von denen 192 entweder ein oder zwei Kinotickets kaufen. Um Verfälschungen zu vermeiden, zahlten die Probanden die Tickets selbst – das Institut übernahm nur einen Teil der Kosten. Die Probanden wurden jeweils in unterschiedlichen Situationen zugeteilt. Sie hatten drei Handlungsmöglichkeiten: gar kein Ticket, ein Ticket oder zwei Tickets.

In einer Situation nahmen beide Firmen den gleichen Preis für die Tickets, unterschieden sich aber dadurch, dass eine Firma die Angabe der Mobiltelefonnummer benötigte und die andere nicht. In Folge dessen bestellten bei gleichen Bedingungen 83 Prozent der Probanden bei dem Anbieter mit dem Datenschutz-freundlicheren Angebot. War der Preis dieser Firma jedoch um 50 Cent höher als beim Konkurrenten, verringerte sich ihr Marktanteil bei Ticket-Verkäufern erheblich von 83 Prozent auf 31 Prozent.

Einer der Mitautoren der Studie, Sören Preibusch, stellte fest, dass damit ein nicht zu unterschätzender Anteil der Käufer bereit sei 50 Cent extra zu zahlen, damit sie nicht ihre Mobilrufnummer angeben müssten. Das sei ein ausdrückliches Signal an Online-Anbieter, dass sich Datenschutz-Freundlichkeit lohne.

Nicola Jentzsch, die Leiterin der Studie, weist außerdem darauf hin, „dass es einen signifikanten Anteil von Verbrauchern gibt, die den Anbieter wählen würden, der weniger Daten verlangt, sofern dies nicht teurer für sie wird“. Unternehmen müssten ihre Angebote mit den Einstellungen ihrer Kunden zum Datenschutz abstimmen . „Das hängt davon ab, wie groß der Anteil von Verbrauchern im Markt ist, der bezüglich ihrer Privatsphäre sensitiv reagieren“, so Jentzsch – und davon, wie viel die Unternehmen mit den Daten verdienen könnten.

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