Tag der Seenotretter: Tausende gegen das Sterben im Meer

Interessierte können sich am Sonntag über die Arbeit der Seenotretter informieren. In vielen Städten wird zudem für eine humanitäre Flüchtlingspolitik demonstriert.

ein Seenotrettungsboot prescht durch Meereswellen

Ein Seenotrettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Foto: dpa

BÜSUM/HANNOVER/LÜNEBURG dpa/epd | Der „Tag der Seenotretter“ ist ein buntes Spektakel um eine ernste Sache: Am Sonntag stellt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger DGzRS in Häfen an Nord- und Ostsee sowie auf einigen Inseln Schleswig-Holsteins die Besatzungen der Rettungskreuzer und ihre Arbeit vor. An zwölf Stationen werden die Männer und Frauen der DGzRS ihr Können demonstrieren. Die Helfer sind überwiegend Freiwillige. Sie sind das ganze Jahr bei jedem Wetter rund um die Uhr einsatzbereit. Im vergangenen Jahr retteten sie nach eigenen Angaben bei 2065 Einsätzen 490 Menschen.

Außerdem nutzen politische Aktivisten den „Tag der Seenotretter“, um auf das Flüchtlingssterben im Mittelmeer aufmerksam zu machen. Das Bündnis „Seebrücke“ mobilisiert für Sonntag in Dresden, Koblenz und Hamburg zu Demonstrationen, am Montag wird in Hannover und Marburg demonstriert.

Schon am Samstag haben mehr als 700 Menschen in mehreren Städten Niedersachsens sowie in Bremerhaven gegen die europäische Asylpolitik und für mehr humanitäre Hilfe für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer demonstriert. Unter dem Motto „Solidarität statt Abschottung. Stoppt das Massensterben!“ zogen laut Polizei allein in Lüneburg rund 400 Menschen durch die Innenstadt.

Aufgerufen hatte ein Bündnis aus Kirchen, Vereinen, Gewerkschaften und Politik. Die Organisatoren kritisierten unter anderem die „festungsähnliche“ Sicherung der EU-Außengrenzen und forderten die Bekämpfung der Fluchtursachen wie Krieg, Armut und ökologische Zerstörung.

„Seebrücke statt Rechtsruck“

In Hannover verlangten nach Polizeiangaben bis zu 200 Menschen unter dem Motto „Seebrücke statt Rechtsruck“ mehr Humanität für Flüchtlinge. Mit Fahnen, Transparenten und Kleidung in Orange, der Farbe der Rettungswesten, solidarisierten sie sich mit dem Bündnis „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ und mit den Flüchtlingshelfern im Mittelmeer. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen sprach als Mitorganisator von bis zu 400 Teilnehmern und einem unübersehbaren „Meer in Orange“.

In Bremerhaven kamen laut Polizei rund 120 Menschen zusammen. Bei einer Kundgebung berichteten Seenotretter und Flüchtlinge über die Situation auf dem Mittelmeer. In Osnabrück sammelte das „Bündnis gegen Rassismus“ vor dem Dom Spenden für die zivile Seenotrettungs-Organisation „Sea-Watch“. Alle Aktionen verliefen friedlich.

Die Initiatoren forderten unter anderem eine Ausweitung der zivilen Seenotrettung. „Denn das Sterben auf See und in der Wüste geht weiter, die Abschottungspolitik wird weiter vorangetrieben“, heißt es im Aufruf für die Demonstration in Hannover. Statt humanitäre Verantwortung zu übernehmen, schotte sich die EU immer weiter ab. Diejenigen, die es nach Europa schafften, würden durch bürokratische und repressive Schikanen drangsaliert, eingesperrt und isoliert. Am Ende langer Verfahren würden sie in Krieg, Armut und Elend abgeschoben.

In Braunschweig wollen die Menschen bei einer Demonstration am 4. August für ein offenes Europa, solidarische Städte und sichere Häfen auf die Straße gehen. Bereits vor wenigen Wochen hatten in Bremen und Hannover Hunderte Menschen bei Demonstrationen auf die ins Stocken geratene Seenotrettung auf dem Mittelmeer aufmerksam gemacht. Die vorangegangene Irrfahrt des Seenotrettungsschiffs „Lifeline“, das tagelang keinen EU-Hafen anlaufen durfte, war der Auslöser bundesweiter Solidaritätskundgebungen und deren Forderung nach einer „Seebrücke“ zwischen Nordafrika und Europa.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.