„Tatort“ aus Stuttgart: Der geldgeile Inder

Der Protest gegen „Stuttgart 21“ läuft seit fünf Jahren – jetzt hat er auch den „Tatort“ erreicht. Der aktuelle Sonntagskrimi ist platt.

Richy Müller als Kommisar Thorsten Lannert

Richy Müller als Kommisar Thorsten Lannert in „Der Inder“. Foto: ARD

Ein Gespenst geht um in Stuttgart. Es heißt: der Inder. Es ist: raffgierig, geldgeil, machtfixiert und falsch – oder doch ein armer Taxifahrer? Das weiß keiner, trotzdem reden alle in diesem Tatort ständig vom „Bombay-Gate“, ohne dass der Inder je vor die Kamera kommt.

Fünf Jahre ist es her, dass die Stuttgarter gegen die Tieferlegung ihres Bahnhofs „Stuttgart 21“ rebelliert haben. Jetzt hat die Aufregung auch ein „Tatort“-Ermittlerteam erreicht. Kommissar Bootz echauffiert sich (“Das werden noch meine Kinder abbezahlen“), Kommissar Lannert sieht das ein bisschen gelassener (“Der Bankenskandal hat auch viel Geld gekostet“).

Der ehemalige Staatssekretär im Bauministerium wird beim Joggen im Wald erschossen. Drei gezielte Schüsse, ein Profikiller. Schnell ist klar, dass der Mord mit dem Bahnhofsbau zu tun haben muss.

„Der Inder“; So., 20.15 Uhr, ARD

Der Ermordete hatte kurz vor der Tat noch vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags ausgesagt. Dessen Vorsitzende, eine Grüne, konfrontierte ihn dort mit Fotos von einer Sexparty. Hat sich der Staatssekretär etwa bestechen lassen? Die beiden Kommissare graben sich tief in den Sumpf aus Korruption, Verschleppung und Kumpanei, geraten an randalierende Autonome, aggressive Polizisten und britische Investment-Heuschrecken. Hallo Klischee!

Lannert schimpft gegen die Regierung

Die aktuelle Landesregierung bekommt auch ihr Fett weg: Früher, als er noch Opposition war, hätte der Innenminister gegen den Bahnhof gekämpft. Heute versuche er zu verhindern, dass ihm das „Ding“ um die Ohren fliege, schimpft Kommissar Lannert gegen die Regierung, die im Film unverkennbar eine grüne ist. Hallo Realität!

Regisseur Niki Stein, der schon knapp ein Dutzend „Tatorte“ gedreht hat, erzählt die Geschichte in verschachtelten Frequenzen und Zeitsprüngen. Und wenn die wackelnde Handkamera ganz nah an die Gesichter geht, merkt auch der letzte dösende Zuschauer: Hier wird es emotional – und leider platt.

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