Todesurteile wegen Drogendelikten: Indonesien kennt keine Gnade

Der internationale Protest scheint ungehört zu bleiben: Indonesien will weitere neun Verurteilte wegen Drogendelikten hinrichten.

Mahnwache indonesischer Aktivist_innen für die zum Tode verurteilte Filipina Mary Jane. Bild: dpa

BANGKOK taz | Trotz weltweiter Appelle hat Indonesien angekündigt, neun verurteilte Drogenschmuggler binnen 72 Stunden hinrichten zu lassen. Dazu gehören die Australier Myuran Sukumaran und Andrew Chan. Die 33 und 31 Jahre alten Männer waren Mitglieder einer Gruppe von neun Australiern – den sogenannten „Bali Nine“ – die 2005 unter dem Verdacht festgenommen worden waren, über acht Kilogramm Heroin von der indonesischen Insel Bali in ihr Land schmuggeln zu wollen.

Indes setzt sich Australien vehement für einen Hinrichtungsstopp ein. So wurde Außenministerin Julie Bishop am Montag mit den Worten zitiert, dass unter anderem Vorwürfe gegen indonesische Richter untersucht werden müssten. Australische Medien berichteten, ein früherer Anwalt der beiden 2006 verurteilten Australier werfe Indonesiens Justiz Korruption vor: So sollen die Richter im Prozess geringere Strafen angeboten haben, wenn sie dafür im Gegenzug Geld erhielten. Später sollen die Richter erklärt haben, hochrangige Angehörige aus Justiz und Regierung hätten angeordnet, die Todesstrafe zu verhängen – woraufhin sich die Geldforderungen erhöht hätten.

Canberra fordert Gnade für die Verurteilten. Und argumentiert, dass Jakarta diese Haltung ebenfalls einfordere, wenn eigene Landsleute im Ausland in Todeszellen einsäßen. Die anderen Verurteilten, deren Schicksal bislang weniger internationale Schlagzeilen produzierte, sind Männer aus Nigeria, Brasilien, Ghana und Indonesien selbst. Auch eine junge Filippina gehört zu den Todeskandidaten. Ein Franzose wartet noch auf den Ausgang seines Gnadengesuchs.

Unterdessen forderte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Indonesien auf, die Todesurteile nicht zu vollstrecken. Ähnlich äußerte sich die Internationale Juristenkommission in Genf: „Das Leben von neun Menschen auszulöschen wird mit ziemlicher Sicherheit nicht dazu dienen, Verbrechen zu verringern, sondern stattdessen Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit untergraben.“

Indes hat der seit Oktober 2014 amtierende Präsident Joko Widodo das harte Vorgehen Jakartas wiederholt verteidigt. In seinem Land mit 250 Millionen Einwohnern würden täglich bis zu 50 Menschen an Drogenkonsum sterben. Dass er ernst macht, hat er bereits im Januar bewiesen: Damals waren zwei Frauen und vier Männer aus Indonesien, Vietnam, Brasilien, den Niederlanden, Malawi und Nigeria exekutiert worden.

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