UN-Bericht zu sanitären Anlagen: Jeder Dritte lebt ohne Toilettenzugang

Die Vereinten Nationen haben ihr Ziel verfehlt, weltweit die hygienische Situation deutlich zu verbessern. Aber es gibt auch positve Entwicklungen.

Toilette mit Klopapier

Für viele Menschen unerreichbar. Foto: dpa

NEW YORK dpa | Jeder dritte Mensch auf der Erde hat keinen Zugang zu vernünftigen Toiletten. Das fördere die Verbreitung von Krankheiten und steigere die Kindersterblichkeit, bemängelt ein am Dienstag veröffentlichter Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Demnach verfügen 2,4 Milliarden Menschen nicht über ausreichende sanitäre Anlagen. Fast eine Milliarde Menschen, genau 946 Millionen, verrichte die Notdurft im Freien. Gerade in ländlichen Regionen habe sich die Situation zu wenig verbessert, heißt es weiter.

Ursprünglich hatten die Vereinten Nationen in ihren im Jahr 2000 festgelegten Millenniumszielen angestrebt, die Zahl der Menschen mit Zugang zu sanitären Anlagen bis 2015 deutlich zu steigern. Seit 1990 hat sich die Situation dem Bericht zufolge zwar für etwa 2,1 Milliarden Menschen verbessert, anvisiert waren allerdings etwa 2,8 Milliarden Menschen. Heute würden 68 Prozent der Weltbevölkerung über vernünftige Toiletten verfügen, stellt der Bericht fest.

Die weitaus meisten Menschen ohne diese Möglichkeit leben demnach in ländlichen Regionen. 90 Prozent der Menschen, die ihre Notdurft im Freien verrichten, wohnen in Südasien und in Afrika südlich der Sahara.

Mit Wasser verbundene Krankheiten

„Solange nicht jeder Mensch Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen hat, ist die Qualität der Wasserversorgung beeinträchtigt, und viele Menschen werden weiterhin an mit Wasser verbundenen Krankheiten sterben“, erklärt Maria Neira, Leiterin der für öffentliche Gesundheit zuständigen WHO-Sektion.

Dem Bericht zufolge sterben jeden Tag noch fast 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, die mit schlechter Wasserqualität und mangelnden sanitären Anlagen zusammenhängen. Im Jahr 2000 waren es allerdings noch mehr als doppelt so viele.

Als Gründe dafür, warum das Millenniumsziel verfehlt wurde, nennt der Bericht unter anderem zu geringe Investitionen in den Bau von Toiletten und ungenügende Aufklärungskampagnen. „Bisher sah der globale Ansatz vor, dass die Reicheren vorangehen und die Ärmeren nachziehen“, betont der Unicef-Vertreter Sanjay Wijesekera. „Doch wenn wir den Zugang für alle bis 2030 erreichen wollen, müssen wir sicherstellen, dass die Ärmsten sofort Fortschritte machen.“

Erfolge beim Trinkwasser

Gleichwohl verzeichnet der Bericht auch Erfolge. So haben inzwischen 91 Prozent der Weltbevölkerung sauberes Trinkwasser. In den vergangenen 25 Jahren erhielten demnach etwa 2,6 Milliarden Menschen Zugang dazu, die Zahl steige weiter.

Mangelnde Hygiene und fehlendes Trinkwasser sind laut UN auch die Hauptprobleme bei der Bekämpfung von 16 der 17 sogenannten vernachlässigten tropischen Krankheiten – darunter Trachom oder Schistosomiase. Solche Krankheiten, die unter anderem zu Blindheit, Entstellungen und Tod führen können, bedrohen demnach 1,5 Milliarden Menschen in 149 Ländern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.