UN-Klimakonferenz in Paris: Klimadiplomatie ohne Gedöns

Die Verhandlungen gegen die Erderwärmung werden zu sehr von Männern dominiert, kritisiert das Frauennetzwerk „Women for Climate Justice“.

Frauen in Gambia an der Wasserstelle.

Fast immer sind es Frauen, die das Wasser holen müssen Foto: Imago/Friedrich Stark

BERLIN taz | | Der verräterische Satz steht ganz am Anfang im Weltklimaabkommen, das in Paris verabschiedet werden soll. In der Präambel heißt es, dass die Bedürfnisse von „Frauen, Kindern und Personen mit Behinderungen“ berücksichtigt werden müssen, wenn es um den Kampf gegen die Erderwärmung geht. Viele Formulierungen stehen im aktuellen Vertragsentwurf noch in Klammern. Diese nicht.

Männer und Frauen sind noch nicht gleichberechtigt, in der Klimapolitik schon gar nicht. Darauf macht eine Woche vor Beginn des Pariser Klimagipfels das internationale Frauennetzwerk „Gender CC – Women for Climate Justice“ aufmerksam. „Das Abkommen muss die Basis bilden für die Implementierung geschlechtergerechter Klimapolitik“, fordert Kate Cahoon, Politikwissenschaftlerin und eine der Koordinatorinnen der Organisation.

Die Fakten seien längst erforscht, sagt Cahoons Kollegin Gotelind Alber, eine Physikerin. Frauen essen weniger Fleisch als Männer. Sie fliegen seltener auf Dienstreisen. Sie fahren weniger Auto und seltener protzige Autos. Frauen tragen weniger zu den Treibhausgasen bei, spüren aber die Folgen stärker. Überschwemmungen, Stürme, Extremwetterereignisse nehmen vor allem im globalen Süden zu. Bei Naturkatastrophen sterben „wesentlich mehr Frauen als Männer“, sagt Alber. Sie erfahren oft zu spät von den Warnungen. Ihre Arbeit wird schwerer, etwa wenn durch Dürren die Wege zum Wasserholen länger werden.

Die Lösungen seien bisher eher technisch: CO2-Minderungsziele werden festgelegt, erneuerbare Energien ausgebaut. Die Verkehrswende – weg vom Auto, hin zu Bussen und Bahnen – komme dagegen kaum voran. Dabei seien hierzulande, aber auch in Lateinamerika Frauen oft mehr auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen.

Mancher mag das für Geschlechterstereotype halten. Cahoon und Alber kämpfen aber dafür, dass die Pläne, den Klimawandel zu bekämpfen, zumindest daraufhin abgeklopft werden, wie Frauen und Männer von ihnen betroffen sind, oder anders: profitieren. Auch in Deutschland. Alber: „Lässt die Ökostromumlage die Energiepreise steigen, trifft das die ärmeren Haushalte, und dies sind überproportional Frauen.“

Die Erneuerbare-Energien-Branche schaffe Jobs, die bekämen aber vor allem Männer. Zwar ist 2014 bei der Klimakonferenz in Lima ein Programm zu Gender beschlossen worden. Bisher packe die Politik diese Frage aber nicht wirklich an, sagte Cahoon. Ein saudischer Unterhändler habe diese in den Vorverhandlungen zu Paris offen „Gender-Whatever“, zu deutsch: Gedöns, genannt. Die anderem hätten dem nichts entgegengesetzt.

Frauen haben bei den internationalen Verhandlungen einfach noch zu wenig zu sagen, monieren die Frauen von Gender CC. Daran ändere auch die UN-Klimachefin Christiana Figueres nicht viel. Bei der Klimakonferenz letztes Jahr habe der Anteil der Frauen, die eine Delegation leiteten, laut UN-Statistik 26 Prozent ausgemacht.

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