US-Truppenabzug aus Syrien: 200 Soldaten sollen bleiben

Die US-Regierung will eine Truppe von 200 Soldaten nun doch in Syrien lassen. Die Lage vor Ort dürfte das aber nicht mehr maßgeblich beeinflussen.

07.02.2018, Syrien, Manbij: Zwei US-Soldaten schauen von ihrer Basis in Syrien zur türkischen Grenze hinüber.

US-Soldaten in Syrien: Für die Kurden waren die USA wichtig, ein verlässlicher Partner aber sind sie nicht Foto: dpa

BERLIN taz | Die USA wollen nun doch Soldaten in Syrien lassen. „Eine kleine Friedenssicherungstruppe von rund 200 wird für einen bestimmten Zeitraum in Syrien bleiben“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, dem Sender CBS.

US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember zum wiederholten Male angekündigt, alle 2.000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) sei besiegt, argumentierte Trump damals. Bereits im März 2018 hatte er erstmals seine Absicht kundgetan, die US-Soldaten aus Syrien zurückzuziehen.

Ein Abzug der US-Truppen, so wird befürchtet, könnte das Kräfteverhältnisse in Nordost-Syrien verändern. Dort hat nicht die syrische Regierung von Baschar al-Assad das Sagen, sondern die kurdische PYD. Deren militärischer Arm stellt die schlagkräftigste Truppe innerhalb der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die fast das gesamte einst vom IS gehaltene Territorium zurückerobert haben.

Washington arbeitet seit Jahren eng mit den Kurden zusammen und hat deren Truppen im Kampf gegen den IS mit Waffenlieferungen und Luftschlägen maßgeblich unterstützt. Wirklich verändern dürfte die jüngste Ankündigung der US-Regierung, nun doch nicht alle Soldaten abzuziehen, die Lage vor Ort aber nicht mehr. Die PYD setzt schon lang nicht mehr auf Washington, sondern sieht sich gezwungen, neue Bündnispartner zu suchen.

Die PYD ist vor allem daran interessiert, eine von Ankara seit Monaten angekündigte Intervention des türkischen Militärs – diesmal in den kurdisch kontrollierten Gebieten östlich des Euphrats – zu verhindern. Langfristig will sie in dem von Russland vorangetriebenen Prozess der Machtsicherung des Assad-Regimes eine möglichst große Autonomie für die syrischen Kurden sichern.

Weitere Pläne für „Sicherheitszone“

Zwar dürften die verbleibenden US-Soldaten eine großflächige Militäroffensive Ankaras, bei der türkische Truppen weit in die von Kurden kontrollierten Gebieten vorstoßen würden, nun verkomplizieren. Doch nach einer solchen sieht es derzeit ohnehin nicht aus. Wahrscheinlicher ist, dass Ankara die Pläne für eine „Sicherheitszone“ vorantreibt und sich auf einen Streifen in unmittelbarer Nähe der türkisch-syrischen Grenze beschränkt.

Das Weiße Haus teilte am Donnerstag mit, dass sich Trump und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan am Donnerstag telefonisch darauf verständigt hätten, weiter an der Schaffung einer „Sicherheitszone“ zu arbeiten. Die Gespräche sollten am Freitag auf Ebene der Verteidigungsministerien und der Streitkräfte fortgesetzt werden.

Nach dem Wegfall der Amerikaner als verlässlicher Bündnispartner bleibt für die Kurden vor allem Russland, der wichtigste Verbündete des Assad-Regimes. Moskau kann sowohl die Türken in Zaum halten als auch sein Gewicht in die Waagschale werfen, um gegenüber Damaskus mittelfristig eine für die Kurden akzeptable politische Lösung für die kurdisch kontrollierten Gebiete zu finden, die derzeit faktisch Autonomie genießen.

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