Ugandischer Rebellenführer gefasst: Das Phantom der Mondberge

Jamil Mukulu, geheimnisumwitterter Führer der brutalen ADF-Rebellen in Ugandas Rwenzori-Gebirge, ist in Tansania bei der Einreise verhaftet worden.

Kongolesische Armeepatrouille in ADF-Gebiet am Fuße der Rwenzori-Berge zur Jahreswende 2013/14. Bild: reuters

BERLIN taz | Ein kleiner, aber entscheidender Schritt in Richtung Frieden im Herzen Afrikas: Tansanische Behörden haben, wie jetzt bestätigt wurde, den ugandischen Rebellenführer Jamil Mukulu festgesetzt. Mukulus Miliz ADF (Vereinigte Demokratische Kräfte) wird für brutalste Massaker rund um die Kleinstadt Beni im Osten der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich gemacht, über 400 Menschen sollen dort seit Anfang 2014 mit Macheten und Äxten abgeschlachtet worden sein.

Die Festnahme Mukulus ist entscheidend für die Zerstörung der ADF. Die ugandische Rebellengruppe hatte sich 1996 ins Rwenzori-Gebirge zurückgezogen, das Uganda vom Ostkongo trennt. Hier verschanzten sich die wenigen hundert Kämpfer in Höhlen und rekrutierten in den vergangenen Jahren nach Angaben der lokalen Zivilgesellschaft über tausend Kongolesen, meist durch Entführung.

Die ADF-Kämpfer sind im Kern Muslime aus dem Westen Ugandas, die sich in den 80er Jahren zum Kampf gegen die Regierung von Präsident Yoweri Museveni formiert hatten. ADF-Führer Mukulu stammt aus der ugandischen Kleinstadt Iganga, war einst Katholik, konvertierte zum Islam und warf Musevenis Regierung vor, Muslime zu unterdrücken. Die ADF wird für Massaker und Bombenanschläge in Uganda in den 90er Jahren verantwortlich gemacht.

Vor wenigen Jahren gab es Befürchtungen, die ADF hätte Beziehungen zu islamistischen Gruppen wie al-Qaida oder die somalische al-Shabaab aufgenommen, was sich aber nie bestätigen ließ.

„Operation Sukola“

Anfang 2014 hatte Kongos Armee mit Unterstützung von UN-Blauhelmen große Militäroperationen gegen die ADF rund um Beni gestartet: „Operation Sukola“ hießen sie, „säubern“. Seitdem liefern sich Rebellen und Soldaten am Fuße des Rwenzori-Gebirges einen erbitterten Krieg mit zahlreichen Toten, wobei immer wieder der Verdacht aufkommt, dass ADF und Teile der Armee zusammenarbeiten: Mutmaßliche ADF-Angreifer tragen oft Militäruniformen und operieren in der Nähe von Armeestellungen; für die Ermordung des führenden Armeekommandanten, Mamadou Ndala, verurteilte ein Militärgericht im November 2014 kongolesische Offiziere und ADF-Chef Mukulu zum Tode, Letzteren in Abwesenheit.

Im April hoben Soldaten das ADF-Hauptquartier am Fuße des Rwenzori-Gebirges aus: Stabschef Kasadha Kalume, Nummer drei in der Befehlskette, wurde dabei getötet. Kurz darauf zirkulierten erste Meldungen, Rebellenchef Mukulu sei beim Grenzübertritt von Kenia nach Tansania verhaftet worden. Er hatte sich zuletzt mehrfach in Kenias Hauptstadt Nairobi versteckt.

Angriffe auf UN-Blauhelme

Die ADF scheint damit am Ende, aber bäumt sich noch einmal auf. Vergangene Woche wurde ein UN-Hubschrauber beim Anflug auf den Flughafen in Beni beschossen. In ihm saßen hohe Kommandanten der UNO und der kongolesischen Armee. Kurz darauf geriet ein UN-Militärkonvoi unter Beschuss, zwei tansanische Blauhelmsoldaten starben, 13 weitere wurden verletzt. Am Montagabend wurden außerhalb von Beni wieder einmal fünf Zivilisten massakriert.

Kongos und Ugandas Regierungen haben jetzt Delegationen nach Tansania geschickt, um die Auslieferung Mukulus zu erwirken. Beide wollen ihn vor Gericht stellen. Ugandas Armeesprecher bestätigt, es würden DNA-Tests unternommen, um Mukulus Identität zu verifizieren.

Keiner weiß, wie Mukulu aussieht

Denn der ADF-Führer gilt in der Region als Phantom: Er gab nie Interviews, trat nie öffentlich auf. Das einzige Foto von ihm im Besitz des ugandischen Militärgeheimdienstes ist über zehn Jahre alt. Mukulu reiste in den vergangenen Jahren zwischen Kongo, Kenia, Tansania und London hin und her. Er soll über zehn verschiedene Pässe besitzen.

Richter Peter Onega, Vorsitzender von Ugandas Amnestiekommission, verhandelte seit über einem Jahr telefonisch mit Mukulu, um ihn zum Aufgeben zu bewegen. Er hatte ihm sogar Straffreiheit zugesichert, erklärte Onega der taz. Doch dafür ist es jetzt wohl zu spät.

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