Ukraine vergrößert Kroatien: Alte Verbündete mit Zukunft

Ein Werbevideo des ukrainischen Übergangspremiers vereint Jugoslawien – als Kroatien. In Serbien mag man nicht an ein Versehen glauben.

Das geschmückte Grab des ukrainischen Nazikollaborateurs Stepan Bandera in München. Bild: dpa

LJUBLJANA taz | Die ukrainische Regierung hat nicht unbedingt eine glückliche Hand mit ihren Entscheidungen, so auch mit einem Fauxpas auf Youtube. Dort war bis zum 24. März ein Video abrufbar, in dem der jetzige Ministerpräsident Arseni Jazenjuk vor einer Europakarte seine Zukunftsvision für die Ukraine ausbreitet. Auf der Karte sind die Nachfolgestaaten Jugoslawiens wieder vereint – als Großkroatien.

Das Video blieb nicht unbemerkt und serbische wie kroatische Medien spekulierten, dass es sich nicht um ein Versehen, sondern um eine bewusste Provokation gegen Serbien handelte, wegen deren enger Verbundenheit mit Russland. Ob hier wirklich mit Absicht gehandelt wurde, kann im Moment nicht letztgültig geklärt werden.

Bekannt sind jedoch die sehr freundschaftlichen Beziehungen, die Kroatien und die Ukraine bereits in der Vergangenheit unterhielten, zu Zeiten des Unabhängigen Staates Kroatien (USK). Der USK war ein Marionettenstaat der faschistischen Besatzer aus Italien und Deutschland. Der slowenische Staatsrat erklärte während der kroatischen Beitrittsverhandlungen zur EU, dass der USK „bis heute ein konstitutiver Teil des kroatischen Nationalbewusstseins“ sei.

Der USK-Führer Ante Pavelić betonte in einer Rede am 14. August 1941 das gute Verhältnis zu den in Kroatien lebenden Ukrainern. „Ich bin glücklich, dass die Ustascha-Bewegung und die Ustascha-Armee bereits vor sieben, acht Jahren in ihren Reihen ukrainische Brüder hatte. [...] Es war schon immer unser aller Wunsch, dass das ukrainische Volk eigenständig und dass ein unabhängiger Staat seine Heimat wird. Ich bin davon überzeugt, dass ihr das mit Hilfe Gottes und der Hilfe unserer und eurer großen Verbündeten auch verwirklichen werdet.“ - So sprach Ante Pavelić, bevor er mit dem Gruß „Für die Heimat – bereit!“ endete.

Jugoslawien als Kroatien. Tabelle: youtube

Im Spiegel dessen und gemessen an der Tatsache, dass ein großer Teil der ukrainischen Übergangsregierung von rechtsextremen Parteien gestellt wird, die noch Stepan Bandera huldigen, der nicht nur mit den Nazis kollaborierte, sondern selber für die Ermordung zahlreicher Juden, Polen und Russen verantwortlich war, handelt es sich bei dem Video vielleicht wirklich nicht um einen peinlichen Ausrutscher.

Statt dessen könnte das die langfristige Vision von einem neuem Europa sein. Dessen Fundamente wurden nach Einschätzung der rechten ukrainischen Parteien offensichtlich schon im Dritten Reich gelegt.

Leicht gekürzte und aktualisierte Fassung, übernommen mit freundlicher Genehmigung der slowenischen Zeitschrift Mladina, Übersetzung Matej Kralj.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.