Umkämpfte Raffinerie im Irak: Wehen bereits die Isis-Flaggen?

Rebellen sollen die strategisch wichtige Raffinerie in Baidschi eingenommen haben. Das wäre ein schwerer Schlag für die Regierung. Doch diese dementiert.

Hier wird mehr als ein Viertel der gesamten Ölförderleistung des Irak verarbeitet: Raffinerie in Baidschi. Bild: dpa

BAGDAD ap | Die Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe Isis haben möglicherweise die größte Ölraffinerie im Irak eingenommen. Sie hätten ihre schwarzen Flaggen auf der Raffinerie in Baidschi gehisst, sagte ein Augenzeuge am Donnerstag. Das Militär erklärte allerdings, die Regierungstruppen hielten die Anlage immer noch. Ein Verlust der Raffinerie wäre ein schwerer Schlag für die irakische Regierung, die bisher vergeblich auf Luftunterstützung der USA hofft.

Ein Eingreifen der USA ist zwar möglich, doch stehen Luftangriffe nicht unmittelbar bevor. Unter anderem, weil die Geheimdienste bisher keine klaren Ziele am Boden identifizieren konnten und die Lage insgesamt zu unübersichtlich ist.

Das machten auch die widersprüchlichen Meldungen über die Raffinerie in Baidschi, rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad, deutlich. Der Augenzeuge, der an der Anlage vorbeifuhr, sagte, dass in einem der Tanks ein riesiges Feuer brannte. Extremisten würden auch die Kontrollposten rund um das Gelände kontrollieren.

Das Militär beharrte hingegen darauf, dass Regierungssoldaten immer noch die Kontrolle über die Raffinerie hätten, die etwas mehr als ein Viertel der gesamten Förderleistung des Landes verarbeitet – 300.000 Barrel pro Tag. Das gesamte produzierte Benzin ist für den Gebrauch im Inland – vor allem im Norden – gedacht, jeder längere Ausfall dürfte lange Warteschlangen an Tankstellen und Stromknappheit zur Folge haben, was das Chaos im Irak noch verstärken könnte.

Militärsprecher Kassim al-Mussawi sagte bei einer Pressekonferenz, die Soldaten in der Raffinerie hätten die Angreifer zurückgeschlagen. Auch der für den Schutz der Anlage zuständige Offizier, Ali Al-Kureischi sagte dem staatlichen Fernsehsender Irakija, dass er die Raffinerie noch immer kontrolliere. Fast 100 Extremisten seien in mehreren Angriffswellen seit Dienstag getötet worden, sagte er.

Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass die Isis-Kämpfer ein Gebäude außerhalb der Raffinerie eingenommen hätten und von dort aus auf die Soldaten feuerten. Arbeiter der Anlage seien in umliegende Dörfer gebracht worden.

Ölminister Hussain al-Schahristani lobte die „heldenhaften Söhne der Streitkräfte“. „Sie liefern einen beherzten Kampf, um die Terroristen daran zu hindern, die Mauern (der Raffinerie) zu erreichen – trotz der brutalen wiederholten Angriffe“, sagte er in einer Erklärung.

Auch anderswo im Irak kam es zu Gewalt. Im Bagdader Schiiten-Viertel Abu Daschir wurden am Donnerstag vier Leichen mit Schusswunden gefunden, vermutlich Sunniten. Ein weiteres Anzeichen, dass dem Land wieder ähnlich religiös motiviertes Blutvergießen zwischen Sunniten und Schiiten drohen könnte, wie bereits 2006 und 2007, als das Land am Rande eines Bürgerkriegs gestanden hatte. In Bagdad kamen am Donnerstag bei Bombenanschlägen zudem mindestens fünf Menschen ums Leben.

Die sunnitisch regierten Arabischen Emirate zogen derweil ihren Botschafter aus Bagdad ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur Wam am Mittwochabend berichtete. Das Außenministerium sei sehr besorgt über die „ausschließende und konfessionell motivierte Politik“ der irakischen Regierung, hieß es in dem Bericht.

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