Umstrittenes Bauprojekt in Hamburg: Ganz viel Parkfläche – für die Autos

Unter dem Dachaufbau auf dem Hamburger Feldstraßen-Bunker will ein Investor ein Hotelprojekt realisieren. Ein umstrittenes Vorhaben kommt in die heiße Phase.

Grüne Klappe, viel dahinter: Modell des umgebauten Feldstraßen-Bunkers. Foto: Daniel Bockwoldt/ dpa

HAMBURG taz | Die Zeit rennt. Wenn die Bezirksfraktionen von Hamburg-Mitte jetzt nicht die Notbremse ziehen, steht dem Plan, den Bunker in der Feldstraße um ein weiteres Gebäude von 18 Metern plus Dachgarten aufzustocken, nichts mehr im Wege.

Weil die Entscheidung noch vor der Sommerpause gefällt werden soll und eine Senatsantwort auf eine bezirkliche Anfrage von Grünen und SPD neue Details offenbarte, haben sich in dieser Woche Politiker, Projektverantwortliche und Kritiker zu Wort gemeldet. Einer von ihnen: Johannes Kahrs.

Der nicht nur im Bezirk Mitte einflussreiche SPD-Mann spricht sich gegen das Bunker-Projekt aus: „Von mir aus können die Bäume pflanzen, wo sie wollen“, sagt er der taz. Doch beim Versilbern öffentlicher Flächen sei er in Hamburg skeptisch: „Ich bin gegen Privatisierungen – und darauf würde die Verlängerung des Pachtvertrages defacto hinauslaufen“, so Kahrs.

Park auf dem Bunkerdach

Er kritisiert, dass die Stadt auf 2,56 Millionen Euro Nutzungsgebühr verzichten will. Das Argument, das Projekt müsse sich für den Investor Thomas Matzen nun mal rechnen, gehe fehl: „Alles, was sich in 40 Jahren nicht rechnet, rechnet sich sowieso nicht.“

Matzen hat 1993 das Erbbaurecht für den Bunker bis 2053 für damals sechs Millionen Mark erworben. Die Finanzbehörde hat den Wert der Erbpacht-Verlängerung bis 2093 mit 2,56 Millionen Euro berechnet, auf die sie aber verzichten will. Im Gegenzug will Matzen auf dem Bunkerdach einen 1.437 Quadratmeter großen öffentlichen Park schaffen und eine 475-Quadratmeter-Fläche für Stadtteil-Nutzungen.

In den Augen der Projekt-Gegner ist es haarsträubend, dass sich das Genehmigungsverfahren auf Paragraf 34 des Baugesetzbuchs stützt. Danach kann sich ein Bauvorhaben, wenn es keine städtebaulichen Vorgaben gibt, an den Gebäuden der Umgebung orientieren.

Simulierte Beteiligung

Der Aufbau sei möglich, weil sich der Bunker schon jetzt nicht in die Umgebung einfüge, kritisiert der Stadtplaner Mario Bloem von der Feldbunker-Initiative. Das Gesetz werde so auf den Kopf gestellt, um das Projekt schnell durchzuwinken. „Es wird gesagt, Anwohner hätten die Idee für das Projekt gehabt, dabei handelt es sich um ein Investorenprojekt“, sagt Bloem. Die Beteiligung sei nur simuliert.

Das Denkmalschutzamt hat zugestimmt, da öffentliche Interessen die denkmalpflegerischen überwögen. Dieses öffentliche Interesse werde Bloem zufolge vor allem mit dem auf dem Dach entstehenden Park begründet. Doch die Zahl der geforderten 278 Parkplätze zeige, dass es „doppelt so viel Blechfläche wie Parkfläche“ gebe, nämlich 3.474 Quadratmeter.

Dieser Parkplatzbedarf ergibt sich unter anderem aus der geplanten Hotelnutzung. Laut Senatsantwort soll sie sich mit 154 Zimmern über fünf Geschosse erstrecken, ganze sechs Zimmer sind für Künstler vorgesehen. Der Projektbeauftragte Robin Houcken sagt, zwar sei eine Planung mit diesen Kapazitäten eingereicht worden, aber: „Die Ausgestaltung – wie viele Betreiber das sind, und wie das konzeptionell gemacht wird, das ist liegt dem Bezirk noch nicht vor.“

Nicht übers Knie brechen

Er spricht von einem 80-Zimmer-Gästehaus, das sich „ganz dem Thema Stadtgarten“ widmen soll und einem weiteren mit 35 zusammenlegbaren Doppelzimmern. Parkplätze gebe es bei der Rindermarkthalle und auf einer früheren Tankstelle.

Aber warum so eilig? Wäre es das Projekt im Sinne der Leute im Stadtteil, müsste man es nicht so übers Knie brechen, meint Bloem. „Hätten wir die Zeit, die in der Stadtplanung normalerweise vorgesehen ist, würden alle gewinnen“, sagt er. „Selbst wenn der Bunkeraufbau käme, wäre seine Realisierung in Ruhe sicher eine bessere.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.