Unterbringung von Flüchtlingen: Aus der Turnhalle ins „Tempohome“

Der Zeitplan für den Leerzug der als Notunterkünfte genutzten Turnhallen steht – aber noch nicht jede Unterkunft, in die die Flüchtlinge einziehen sollen.

Wurde schon im Mai geräumt: Rudolf-Harbig-Halle am Olympiagelände Foto: dpa

Bis Ende des Jahres soll ein Großteil der Flüchtlinge, die in Turnhallen leben, anderweitig untergebracht werden. Die Senatsverwaltung für Soziales bestätigte gegenüber der taz, dass es einen Zeitplan zur Leerziehung der Gebäude gibt, der unter Federführung des Staatssekretärs für Flüchtlingsangelegenheiten, Dieter Glietsch (SPD), erstellt wurde. Auf einer von Glietsch veröffentlichten Liste sind 37 Hallen vermerkt, in Presseberichten war von 47 Hallen die Rede gewesen. Insgesamt werden zurzeit 57 Hallen als Unterkunft für knapp 7.500 Personen genutzt.

In vielen Fällen sollen die Flüchtlinge in nahe gelegene Unterkünfte umziehen, die bereits bestehen oder erst noch gebaut werden: Bei Letzteren handelt es sich um die geplanten Containersiedlungen, die jetzt als „Tempohome“ bezeichnet werden. Sie verfügen über weitaus größere Aufnahmekapazitäten als die Hallen, in denen durchschnittlich rund 200 Menschen untergebracht sind: Das „Tempohome“ am Spandauer Oberhafen etwa wird 500 Plätze haben, das am Buckower Damm in Neukölln sogar 1.000.

Aber nicht immer ist nach dem Senatsplan die räumliche Nähe garantiert: Beispielsweise müssen die Menschen, die aktuell in der Hector-Peterson-Oberschule am U-Bahnhof Möckernbrücke in Kreuzberg wohnen, in die Hohenschönhausener Gehrenseestraße ziehen. Problematisch ist das in erster Linie für Kinder im schulpflichtigen Alter, die in der Nähe ihrer Unterkunft Schulen besuchen.

Nach Aussage einer Sprecherin der Sozialverwaltung handelt es sich dabei um einen Ausnahmefall. Die Standortnähe sei im Hinblick auf die schulische und soziale Integration der Kinder das Hauptkriterium bei der Suche nach einer Alternative gewesen.

„Antimasterplan Integration“

Kritik kommt von der grünen Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann: Der taz sagte sie, alle in Friedrichshain-Kreuzberg untergebrachten Geflüchteten müssten den Bezirk nun wieder verlassen, „weil der Senat es seit einem halben Jahr nicht schafft, auf sofort bebaubaren Grundstücken Container aufzustellen“, und auch den Bezug des Nordflügels der teilbesetzten Gerhart-Hauptmann-Schule verweigere. „Verabredet war, dass die Menschen bleiben, damit sie ihre Bindungen in Kitas, Schulen oder Familienzentren nicht verlieren“, so Herrmann, die von einem „Antimasterplan Integration“ sprach.

Nach dem Leerzug sollen die Turnhallen saniert werden. In manchen Fällen kann sich die Wiederinbetriebnahme dadurch noch länger hinziehen. Herrmann hingegen betonte, in ihrem Bezirksamt habe die Reaktivierung der Hallen Priorität und nicht eine „perfekte“ Sanierung.

Was den Bau der sogenannten Modularen Unterkünfte (MUFs) angeht, sind immer noch nicht alle Standorte beschlossene Sache. Wie die Berliner Zeitung berichtete, ist diese Frage in 22 Fällen nicht abschließend mit den Bezirken geklärt.

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